Wien - Alle zwei Jahre hat der Rechnungshof zu Weihnachten ein besonderes Präsent parat, eine Art Telefonbuch, das jedoch alles andere als langweilig zu lesen ist. Denn der Bericht über die durchschnittlichen Einkommen in jenen Betrieben, die dem Bund gehören oder von diesem mitfinanziert werden, gibt detailliert Aufschluss, wer wie viel verdient hat. So kam zum Beispiel Reinhard Urbach, der Direktor des Theaters der Jugend, im Jahr 2000 auf knapp 2,1 Millionen Schilling. Oder Wolfgang Waldner, der Chef des Museumsquartiers, auf deren 1,32. Der neue Bericht ist zudem weit kompletter als seine Vorgänger. Weil erstmals die ausgegliederten Bundestheater und Bundesmuseen aufgenommen wurden. Wilfried Seipel beispielsweise, der Direktor des Kunsthistorischen Museums, erhielt 2,55 Millionen. Im Jahr zuvor hatte er 2,13 Millionen bezogen: Das Einkommen stieg um 420.000 Schilling - respektive um etwa 20 Prozent. Eine ähnliche Steigerung ist auch für das abgelaufene Jahr zu erwarten: Seipel übernahm, wie berichtet, zusätzlich das Völkerkunde- und das Theatermuseum. Nicht mehr tauchen im RH-Bericht die am besten entlohnten Kulturmanager, Rudi Klausnitzer und Franz Häußler, auf. Weil der Bund die Subventionierung der Vereinigten Bühnen Wien eingestellt hat. Für das Ranking musste daher auf ältere Daten zurückgegriffen werden. Komplett ist die Liste natürlich nicht. Weil einige Museen (das Naturhistorische und das Museum moderner Kunst) und die Nationalbibliothek noch nicht ausgegliedert waren. Weil die von Sozialdemokraten regierte Stadt Wien ein großes Geheimnis um die Bezüge von Luc Bondy (Wiener Festwochen) und anderen macht. Und weil sich manche Summen nur schwer aufschlüsseln lassen. So verdienten die vier Chefs der Salzburger Festspiele (Gerard Mortier, Hans Landesmann, Helga Rabl-Stadler, Frank Baumbauer) im Durchschnitt je 1,67 Millionen. Wobei Mortier das Doppelte von Rabl-Stadler bezog: Er wird hier mit einem Einkommen von 2,58 Millionen gelistet; gerüchteweise soll sich dieses aber in der Höhe jenes des Staatsoperndirektors bewegt haben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30. 12. 2001)