Stockholm - Das hat den Betroffenen gerade noch gefehlt: Asthma-PatientInnen sind nicht nur durch ihre chronische Erkrankung bedroht, sie haben auch noch dazu ein stark erhöhtes Lungenkrebs-Risiko. Das haben jetzt schwedische WissenschafterInnen in einer Mammut-Studie mit fast 100.000 TeilnehmerInnen und einer Dauer von rund 30 Jahren unter Beteiligung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewiesen. Ihr Rat: Jede zusätzliche Schädigung der Lunge, ganz besonders aber das Rauchen, muss unbedingt vermieden werden. In Österreich sind sechs Prozent Menschen oder rund 500.000 Menschen von Asthma betroffen. "Wir wissen nicht ganz genau, ob das Asthma selbst die Lungenkarzinom-Gefährdung verursacht. Aber es könnte einen gemeinsamen Mechanismus geben, der beide Erkrankungen, Asthma und Lungenkrebs, verursacht: eine chronische Entzündung, die zur Freisetzung (giftiger, Anm.) freier Sauerstoff-Radikale (in den Bronchien, Anm.) führt", erklärte Dr. Paolo Boffetta von der Abteilung für Umwelt und Krebs-Epidemiologie an der Internationalen Krebsforschungsagentur in Lyon. Die schwedische Studie wurde jetzt in der Jänner-Ausgabe der Fachzeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Lungenerkrankungen (European Respiratory Journal) veröffentlicht. Landesweit waren in dem skandinavischen Land insgesamt 92.986 Asthma-PatientInnen zwischen 1965 und 1994 im Durchschnitt mindestens 8,5 Jahre beobachtet worden. Die Häufigkeit von Lungenkrebs unter ihnen wurde mit jener in der Allgemeinbevölkerung verglichen. Am Ende der wissenschaftlichen Untersuchung waren die federführenden ExpertInnen von den Universitäten in Uppsala und Stockholm gleichermaßen überrascht bis beunruhigt. Die Hauptergebnisse:
  • Insgesamt wurden unter den AsthmatikerInnen 713 Lungenkrebserkrankungen festgestellt.

  • Im Vergleich zu Nicht-AsthmatikerInnen hatten die chronisch Lungenkranken ein um 58 Prozent höheres Lungenkarzinom-Risiko.

  • Besonders schlecht schnitten Frauen ab: Asthmatikerinnen haben offenbar ein um 78 Prozent erhöhtes Lungenkrebs-Risiko.

  • Bei den Männern mit Asthma zeigte sich ein im Vergleich zu Nichtbetroffenen ein um 51 Prozent erhöhtes Bronchuskarzinom-Risiko.

    Wovor also die Fachleute warnen: Asthma-PatientInnen sollen auf keinen Fall zur Zigarette greifen. Nicht immer allerdings widerstehen sie der Versuchung. Gleichzeitig könnten die Resultate dazu führen, dass AsthmatikerInnen ganz besonders engmaschig zu Vorsorgeuntersuchungen in Sachen Lungenkrebs gebeten werden könnten. (APA)