Wien - Im Vorjahr schockte das Auftreten des Asiatischen
Bockkäfers Anoplophora glabripennis - erstmals in Europa - in Braunau
(Oberösterreich) Forstexperten und -wissenschafter. Der
Laubholzschädling stammt ursprünglich aus Südostasien, 1996 gelangte
er in die USA, dort wird bereits über Schäden in der Höhe von
Millionen Dollar berichtet. Trotz aller Maßnahmen ist die Gefahr noch
nicht gebannt, eine weitere Ausbreitung auf Österreich und Europa ist
nach Ansicht von Hannes Krehan von der Forstlichen
Bundesversuchsanstalt (FBVA) möglich.
34 Ahornbäume - allesamt in Braunau - waren im Vorjahr befallen,
sie wurden geschlägert und vernichtet. Die Käfer wurden mit
ziemlicher Sicherheit - so Krehan - durch Holzimporte aus China oder
den USA eingeschleppt. Daher wurde und wird die Umgebung von
Holz-Importeuren unter anderem von Experten der FBVA regelmäßig nach
Spuren des Schädlings untersucht. Ob die radikalen Maßnahmen im
Vorjahr ausreichend waren, können die Experten noch nicht sagen.
Krehan schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren
Ausbreitung im laufenden Jahr bei rund 50 Prozent liegt.
Auch gesunde Bäume befallen
Der Asiatische Bockkäfer macht Forstexperten und -forscher
besonders nervös, da das Insekt im Gegensatz zu anderen Schädlingen
auch völlig gesunde Bäume befällt. Er macht sich nur über Laubbäume
her, vor allem Ahorn, Pappel, Weide, Esche, Ross-Kastanie und Apfel
sind gefährdet. Nicht nur Wälder sind bedroht, sondern auch
innerstädtische Baumbestände. Je nach Schwere des Befalls gehen die
Bäume nach ein bis zwei Jahren ein. "Vor allem die Ausbohrlöcher
stellen eine mechanische Beeinträchtigung dar, die Bäume können
durchaus noch ein grünes Blätterdach haben und trotzdem umstürzen",
erklärte der Forstexperte.
Als Befallsymptome treten welke Blätter auf, am Stamm sind zehn
bis zwölf Millimeter große, runde Ausbohrlöcher erkennbar, durch die
der Käfer ins Freie gelangt. Von der Bohr- und Fraßtätigkeit der
Käfer zeugen weiters reichlich Bohrspäne rund um den Stamm. Darüber
hinaus berichteten die Experten der Forstlichen Bundesversuchsanstalt
über Rindenschäden etwa an den Zweigen, die durch den Fraß der Larven
entstehen.
Die rund drei Zentimeter langen Käfer sind glänzend schwarz mit
weißen Flecken, die für Bockkäfer typischen Fühler werden bis zu fünf
Zentimeter lang. Anoplophora glabripennis schwärmte im Vorjahr von
Mai bis August, anschließend werden die Eier an Stamm und Ästen
abgelegt. Die Larven fressen sich ein bis zwei Jahre durch Rinde, die
fertigen Käfer schlüpfen dann über die Ausbohrlöcher - und suchen
sich neue Bäume.
Vorzeitig gestoppt
Betroffene Bäume werden sofort gefällt und gehäckselt, so soll die
weitere Entwicklung der Larven vorzeitig gestoppt werden. Bereits
1996 wurden die Baumschädlinge in die USA eingeschleppt, in New York
und Chicago wird mittlerweile von Schäden in der Höhe von Millionen
Dollar berichtet.
Der bisherige, realtiv kalte Winter setzt Insekten und somit auch
den meisten Forst und Baumschädlingen kaum zu. "Vor allem
einheimische Insekten sind darauf eingerichtet, dass es im Hochwinter
deutliche Minusgrade hat, daher werden sie kaum dezimiert", so Hannes
Krehan.
Warmperioden im Winter dezimieren Insektenpopulationen
Da sind eher noch Warmperioden im Winter dazu geeignet,
Insektenpopulationen zu dezimieren. Denn während solcher Perioden
werden die natürlichen Frostschutzmaßnahmen der überwinternden
Kaltblüter abgeschwächt, wird es anschließend wieder kalt, kann ein
Teil eingehen. Als Schutz gegen die Kälte lagern Insekten etwa
vermehrt Stärke in ihren Körpern ein und verhindern so das eigene
Einfrieren. Generell können Insekten - je nach Art - sowohl als
erwachsene Tiere, als Puppen oder auch als Eier die kalte Jahreszeit
überstehen.
Wirklich entscheidend für die Dichte verschiedener
Insektenpopulationen in der warmen Jahreszeit ist das Wetter im
Frühling. Am meisten setzen den Tieren späte Kälteeinbrüche - etwa im
April oder Mai - zu, wenn diese bereits aktiv sind und dann vom Frost
überrascht werden. Besonders schön lässt sich laut Krehan die
Wetterabhängigkeit etwa bei Läusen verfolgen. Nach durchgehend milden
Wintern kann man darauf warten, dass die Pflanzensauger besonders
lästig, wenn nicht sogar gefährlich werden.
Einheimische Bäume haben mit kalten Wintern kaum Probleme. Nicht
sehr frosthart ist etwa die Rosskastanie, zumal dieser Baumart schon
seit Jahren die Kastanien-Miniermotte zusetzt. Im Vorjahr war der
Befall durch den eher kühlen und nassen April deutlich weniger als in
den Jahren zuvor. Entwarnung kann Krehan allerdings nicht geben. Er
geht davon aus, dass das Problem mit der Miniermotte in den kommenden
Jahren weitergeht. Bekämpfungsversuche mit natürlichen Feinden - etwa
Schlupfwespen - haben bisher keine greifbaren Erfolge gebracht.
(APA)