"Süß ist's, anderer Not bei tobendem Kampfe der Winde / Auf hochwogigem Meer vom fernen Ufer zu schauen! / Nicht als könnte man sich am Unfall andrer ergötzen, / Sondern weil man sieht, von welcher Bedrängnis man frei ist . . ." (Lucretius Carus, 97-55 v. Chr.)"Die liebe Jessy, die ist leider gestorben", seufzt Andreas, und Arabella verstummt kurz, in Gedanken an den "Engel auf Erden". Dienstagnachmittag, 15 Uhr auf ProSieben. Andreas Türck sitzt mit Arabella Kiesbauer auf einem Sofa. Sie sprechen über lang vergangene Tage. Ach ja, Jessy. Die Sekretärin weint - zwar nicht um Jessy, sondern, weil dies die letzte Sendung ihres Chefs Andreas Türck ist. Andreas, den sie in Anlehnung an sein adrettes Äußeres immer "One Man Boygroup" nannten, er verabschiedet sich aus dem Nachmittagsprogramm. In Zukunft wird jemand anderer seinen Platz einnehmen und Sendungen zu Themen wie "Ich will ein Kind! Sonst suche ich mir einen anderen." moderieren. Das Studiopublikum dankt seinen Verdiensten mit Standing Ovations. "Was hier stattgefunden hat, das war das natürliche Leben", offenbart der Hausherr. Zum Abschluss demonstriert er noch, wie einer reagiert, der nichts mehr zu verlieren hat: Als er beim ausgelassenen In-die-Kamera-Winken, den Oberbau seiner Assistentin recht harsch berührt, zögert er nicht, die peinliche Situation in einen Gag umzuwandeln und gleich mit beiden Händen die Brüste der Kollegin zu umfassen. Andreas Türck, die letzte Einstellung. Endlich. (prie) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 17.1.2002