Netzpolitik
Kopiergeschützte CDs bereiten im "Audio"-Test Probleme
Einige Kopierschutz-Systeme erzeugen massive Datenfehler auf den CDs
Kopiergeschützte CDs können den Hörgenuss
mindern. Zudem halten die Kopierschutzsysteme nicht nur - wie geplant
- Computerlaufwerke vom Abspielen der Silberscheiben ab, sondern auch
eine Reihe gängiger Audio- und Video-Geräte wie manche CD-Spieler mit
MP3-Funktion, DVD-Player oder CD-Autoradios mit eingebautem
Navigationssystem. Zu diesem Ergebnis kommt das HiFi- und
Musikmagazin "Audio" , das für seine neue Ausgabe die verschiedenen
Sicherheitssysteme untersuchte. Dabei fand die Zeitschrift in ihrem
Testgeräte-Bestand fast ein Dutzend Abspieler, die mit
kopiergeschützten CDs Probleme hatten.Grundlegender Fehler
Dies liege, so "Audio" an der Funktionsweise der
Kopierschutz-Verfahren: Diese machen sich die Tatsache zunutze, dass
Computerlaufwerke mehr Daten einlesen können als CD-Player, die nur
auf den ersten Datenabschnitt einer CD zugreifen. Die
Kopierschutz-Systeme arbeiten daher mit mehreren Datenabschnitten,
die irreführende Angaben enthalten. Sie manipulieren zudem das
Inhaltsverzeichnis der CD, um das Computerlaufwerk von dem Abschnitt
fernzuhalten, der die Musik enthält. Herkömmliche CD-Player
"bemerken" die Ungereimtheiten auf der CD gar nicht oder können die
Datenfehler korrigieren. In vielen Audio- und Video-Geräten stecken
aber CD-ROM-Laufwerke, die dann ebenfalls am Datensalat scheitern.
Datenfehler
Die Kopierschutz-Systeme
"Safeaudio"
und "Cactus Data Shield 200"
(CDS 200) greifen darüber hinaus direkt in die musikalischen Daten
ein. Dabei entstehen Datenfehler, die der Player beim Abspielen durch
Interpolation ausgleichen muss. Solche Manöver, so "Audio" gingen
unweigerlich zu Lasten der Tonqualität. Noam Zur von der Firma
Midbar
Tech
, die den Kopierschutz Cactus Data Shield entwickelt hat,
widerspricht jedoch: "CDS-geschützte CDs bieten exakt die gleiche
Qualität wie die Originalaufnahme." Erste "Audio"-Hörtests indes
können das nicht bestätigen.
Notendig?
Aus Sicht der Musikindustrie ist der Kopierschutz absolut
notwendig. Um 12,6 Prozent sind die Tonträger-Umsätze allein in den
ersten sechs Monaten des Jahres 2001 eingebrochen. Dabei ist für die
Industrie der Schuldige schon ausgemacht: Laut einer GfK-Umfrage
haben im Ermittlungszeitraum von April 2000 bis März 2001 13,7
Millionen Hobby-Brenner 133 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt.
Gerade Compilations wie die "Bravo Hits" werden pro "legal" gekauftem
Tonträger bis zu zwölf Mal kopiert. Dass die Musikindustrie ihre
Probleme allerdings dadurch zu lösen versucht, technisch
minderwertige CDs zu produzieren, die zudem manche Kunden gar nicht
abspielen oder auch - gegen geltendes Recht - nicht zu privaten
Zwecken kopieren können, stellt "Audio" nachdrücklich zur Diskussion.(red)