Im Vertrieb von Universal

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Der Mann hat nicht nur Ende der 60er-Jahre als Miterfinder den Reggae von Jamaika aus in die Welt getragen. Der Produzent von Größen wie dem frühen Bob Marley, Max Romeo, Junior Murvin oder den Congos zählt auch zu den zentralen Songwritern des Genres: Police & Thieves ! Sein eigentliches Verdienst aber, das ihn für die heutige Dancefloor-Szene so essenziell macht, ist, dass er damals in seinen Black Ark Studios zeitgleich (und teilweise gemeinsam) mit King Tubby den Dub, eine damals mit billigstem Vierspur-Studio-Equipment erste rein auf dem Mischpult entstandene und damit eindeutig die Zukunft um gut 20 Jahre vorwegnehmende Musikform entwickelte. Hier wurden und werden instrumentale Reggae-Tracks und Gesangschnipsel mit Hall- und Echo-Effekten unter Hervorhebung der Rhythmussektion zu einem der bis heute avantgardistischsten und noch dazu tanzbarsten Stile gemischt, der noch in den blutleersten Techno ausstrahlt. Aufgrund von Verwicklungen in Jamaikas Unterwelt, andere sprechen von einer LSD-beeinflussten Wahnsinnstat Perrys, brannten die Black Ark Studios Ende der 70er-Jahre völlig aus. Alle Bänder wurden vernichtet. Perry setzte sich in die Schweiz ab, wo er bis heute lebt. Nach der Ermordung von King Tubby 1989 wurden auch noch sämtliche Perry-Tapes aus dessen Studio gestohlen. Sie sorgen seither für rechtlich recht fragwürdige Wiederveröffentlichungsqualitäten. Diese Drei-CD-Box aber muss derzeit als definitive Werkschau, als idealer Einstieg angesehen werden. Perry veröffentlicht bis heute Alben. Die alte Qualität des charmanten Billigtudios Black Ark erreicht er hightech aber nicht mehr. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 1. 2002)