Wien - "Unsere Songs sind wie Kaffee: bitter. Also versüßen wir sie so lange mit Zucker, bis sie genießbar sind." So beschrieb einst Dan Stuart die Arbeitsweise seiner Band, der göttlichen Loser-Kapelle Green On Red. Bitter sind auch die Lieder, die Granfaloon Bus aus San Francisco vortragen - ohne die Gnade des Zuckers. Ihre Songs haben den Beigeschmack eines verkaterten Morgens: Hammerwerfen in der Gedächtnishalle und ein Geschmack im Mund, als hätte man mit einem vollen Aschenbecher geschmust. Mahlzeit. Die Bettwäsche ist dreckig, der Lurch der zweite Hauptmieter und der Kontakt zum weiblichen Geschlecht eine prolongierte Niederlage. Die Kunst des Gehens am Stand

Stoff genug also, um sich - wie das nur Männer können - ordentlich im eigenen Unglück zu suhlen. Hier schließt sich dann wieder der Kreis zu Green On Red oder anderen großen Raunzern wie Clem Snide, denen "Granfaloon Bus" auch formal nahe stehen: Das dünne Stimmchen von Felix Constanza führt Klage, die Band rumpelt leicht aus dem Takt hinterher, spielt wackeren Uptempo-Country oder pflegt in den Balladen die Kunst des Gehens am Stand, wie es von Will Oldham und Palace her bekannt ist.

Schräge Texte über "ausgezeichnetes Begräbniswetter" und ähnlich zynische Beobachtungen legen jedoch den Verdacht nahe, dass hinter all dem ausgestellten Leid (Frauen!) und Elend (mehr Frauen!) schon auch gelacht wird - hin und wieder. Dazu wird getrunken und geraucht und am nächsten Morgen führt der Kater wieder sein bekanntes Regiment. Man nennt das die Wirkung mit der Ursache bekämpfen. Männer . . . (flu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.02. 2002)