Salzburg - Einen heitereren Abend als diesen mit dem Concentus Musicus unter Nikolaus Harnoncourt hätten sich die Proponenten der Mozartwoche nicht wünschen können. Es war im Großen Festspielhaus, als hätten Opernkünstlichkeit, menschliche Theatertragödie und brisante Scheibenwischer-Gewitztheit eine Allianz geknüpft. Wie einst, als im alten Wien Antonio Salieris buntes, dem Italienischen verpflichtetes Prioritätenspiel "Prima la musica e poi le parole" gegen Mozarts "Schauspieldirektor" zum Wettstreit aufgeboten wurde, so durften die Hörer erneut zwischen schurkiger, knalliger Italianità und rumpelnder Musik- und Theater-Germanistik entscheiden.Alle Register der Instrumentalartikulation

Die Musik kam nicht zu kurz, denn Harnoncourt und die seinen zogen alle Register der sprechenden und singenden Instrumentalartikulation. "Schlank und akzentuiert" hieß die Devise im vorbereitenden und begleitenden Umfeld einer komödiantisch bis zum Äußersten zuspitzenden Sängerelite. Für den Salieri-Teil hatte sich Harnoncourt eine ergötzliche Einführung mit selbstironischen Seitenhieben zurechtgelegt. Der geborene Conférencier alles Musikalischen. Er waltete im ersten Teil als eine Art Werner Schneyder des Salierischen, während der Kabarettist als Schauspieldirektor Frank sich als ätzender Moderator des Gestrigen, als geborener Analytiker des Ewigheutigen zeigte. Selten hat man so viel Mokantes und Entlarvendes über den Opernbetrieb vernommen.

Krachend vor Inbrunst und Virtuosität

Manfred Hemm (Maestro), Oliver Widmer (Poeta), Melba Ramos (Donna Eleonaroa) und Eva Mei (Tonina) ließen es im Salieri-Teil vor Inbrunst und Virtuosität schier krachen. In der Mozart-Abteilung kamen die rotznasige Patricia Petibon als Mademoiselle Silberklang und der entschieden larmoyante Markus Schäfer als Monsieur Vogelsang hinzu.

Zum Uraufführungsvormittag, zu Helmut Eders Mozarteum-Konzert für Streicher und Schlagzeug: Es wurde klärend, mit Interesse und Erfolg von der Camerata Salzburg unter Trevor Pinnock vorgestellt. Dabei fiel auf, wie ungebunden sich der 85-jährige Eder in den Räumen eines selbstverantwortlichen Komponierens bewegt, den Blick einzig auf ein für ihn logisches Kommen und Gehen von Themen, Farben und Gebärden konzentriert. (cos/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.02. 2002)