Wien - "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Urteil eines Höchstgerichts missachtet wird. Wir blicken hier zuversichtlich auf die österreichische Regierung." Für Anton Stres (Foto), Weihbischof im slowenischen Maribor/Marburg, ist diese Zuversicht auch der Hauptgrund dafür, dass sich Slowenien beim Kärntner Ortstafelkonflikt weitestgehend zurückgehalten habe. Um aber gleich zu folgern: Natürlich sei der angestrebte EU-Beitritt hier auch ein entscheidender Faktor.

Mit den Slowenen in Kärnten fühle er sich auf jeden Fall solidarisch, denn gerade als Minderheit "müssen sie besonderen Schutz genießen können", erklärte der slowenische Weihbischof bei seinem Vortrag im Rahmen des Jour fixe des Verbandes der katholischen Publizisten Mittwochabend in Wien. Lob erntete die Minderheitenpolitik des eigenen Landes: Die in Slowenien anerkannten Minderheiten der Ungarn und Italiener seien im Parlament vertreten, es gebe zweisprachige Ortstafeln und auch zweisprachige Formulare.

Weitaus weniger zufriedenstellend sei allerdings die Situation der katholischen Kirche in Slowenien. Der Staat sei zwar seinen Institutionen und seinem politischen System nach eine Demokratie, zu einer "vollen Demokratie" müsse sich das Land aber erst entwickeln. Hier setze man hohe Erwartungen in die Europäische Union. Stres: "Wir hoffen, dass Europa uns helfen wird, einen echten Rechtsstaat und eine echte Demokratie ohne Monopole zu verwirklichen." Auf die Frage, woher er die Zuversicht nehme, dass Europa dabei behilflich sein könnte, antwortete er: "Wir haben keine andere Möglichkeit." (pm)

(DERSTANDARD, Printausgabe, 8.2.2002)