Film
Filmmuseum in Bedrängnis
Alexander Horwath: Sanierung und Investitionen sind überfällig
Wien - Durch das Foyer des Österreichischen Filmmuseums in
der Albertina zieht sich eine lange Warteschlange. Wieder eine
ausverkaufte Vorstellung im Rahmen der laufenden Stanley
Kubrick-Retrospektive. Einen Stock höher, in den Büroräumen, sind die
Verhältnisse ähnlich beengt. Hier sitzt, zwischen Kisten und
vollgestellten Regalen, Alexander Horwath, der seit 1. Jänner
offiziell amtierende neue Leiter. Er richtet einen "Appell an alle, denen die Arbeit des Österreichischen
Filmmuseums am Herzen liegt": Benötigt wird eine rasche, klare
Zukunfts-Entscheidung sowie Geld für überfällige Investitionen."Gefahr, dass die Sanierungen im aktuellen Museen-Taumel übersehen werden"
"Einerseits kann ich schon nach ein paar Wochen feststellen:
Dieses Haus ist sehr lebendig und wird intensiv - auch von neuen
Publikumsschichten - wahrgenommen", sagt der Ex-"Viennale"-Direktor,
"Andererseits muss ich zugleich einen Hilferuf aussenden, weil das
Filmmuseum schon seit längerem Gefahr läuft, dass die anstehenden
Sanierungen im aktuellen Museen-Taumel übersehen werden." Geschehe
nicht bald etwas, gerate das Filmmuseum in die "geradezu surreale
Situation, dass hier ein Milliardenprojekt der Republik Österreich,
nämlich die 'Albertina Neu', entsteht und dabei das Filmmuseum als
sturmumtoste Insel richtiggehend ausgespart wird, dass nur rund um
uns herum saniert wird."
Tägliche Realität von Wassereinbrüchen und Kurzschlüssen
"Angesichts von Wassereinbrüchen oder
Kurzschlüssen im Vorführraum spricht Horwath von "nahezu täglichen
abenteuerlichen Rettungsaktionen für den Spielbetrieb, ausgelöst
durch die unmittelbar angrenzende Albertinabaustelle." Angesichts
dieser Baustelle hält es Horwath für unsinnig, längst notwendige
technische, räumliche und bauliche Investitionen, die das Filmmuseum
aus dem laufenden Budget bisher nie leisten konnte, noch weiter
aufzuschieben.
Konkrete Investitionen
Konkret benötigt die Institution eine technische Verbesserung des aus
dem Ende der 40er-Jahre stammenden Kinosaales samt neuer Bestuhlung,
Investitionen bei Büro, Bibliothek und Elektrik ebenso wie die
Umgestaltung des Foyers, die auch durch eine im Hollein-Projekt
vorgesehene Verlegung des Eingangs notwendig wird und die einen
kleinen Shop und eine ebensolche Bar beinhalten soll.
Köb ist zu beneiden
25 Millionen Schilling (1,82 Mill. Euro) soll der Umbau kosten.
"Ich beneide Herrn Köb (den neuen Direktor des Museums Moderner Kunst
im Museumsquartier, Anm.) , der etwa die gleiche Summe in die
Erneuerung eines nur wenige Monate alten Museumsbaus investieren
kann. Bei uns wurde seit 40 Jahren nichts getan und wir stoßen auf
viel größere Schwierigkeiten, das Bewusstsein für die nötige
Finanzierung zu bekommen", meint Horwath.
Architektonische Intervention: Verlust des Tageslichts
Zu den anstehenden Modernisierungen kommt noch ein weiteres
Problem: Die Neugestaltung der Albertina-Fassade durch Hans Hollein
sieht eine "sehr begrüßenswerte zeitgenössische architektonische
Intervention" (Horwath) - eine sich an die Fassade anschmiegende
Welle, die den im Erdgeschoß gelegenen Arbeitsräumen des Filmmuseums
allerdings das Tageslicht nehmen wird.
Verlust muss ausgeglichen werden
Horwath: "Diese Räume können wir künftig nicht mehr wie gewohnt
nutzen. Ich finde Professor Holleins und Herrn Schröders Projekt sehr
spannend. Aber es kann nicht sein, dass unsere ohnehin eingeengte
Arbeitssituation dadurch weiter verschlechtert wird. Dieser Verlust
an Arbeitsräumen müsste im Ersten Stock ausgeglichen werden." Doch
die Albertina, die ebenso wie das Filmmuseum, die Musiksammlung der
Nationalbibliothek oder der "Augustinerkeller" Hauptmieter bei der
Burghauptmannschaft ist, sei derzeit nur bereit, entsprechende
Räumlichkeiten als Präkarium zu überlassen. Gespräche darüber seien im Laufen, meint Horwath, "aber es
müsste eine neue Dynamik hineinkommen."
Sorgen um Finanzierung des laufenden Betriebs
Sorgen machen dem Filmmuseum-Leiter aber nicht nur Um- oder
Ausbau, sondern auch die Finanzierung des laufenden Betriebs: Je
sieben Millionen Schilling (508.710 Euro) benötigt das Filmmuseum als
jährliches Grundbudget von Bund und Stadt. Während das Geld der Stadt
Wien bereits zugesagt und "in freudiger Verwendung" ist, "gibt es vom
Bund, der bisher der Hauptträger des Filmmuseums war, über die
letztjährige Entschuldung hinaus leider noch keine Aussage über
seinen Anteil am laufenden Betrieb." (APA)