Wien - Mit der Prophetie ist das so eine Sache. Betreffen die Weissagungen das Jenseitige, sind ihre Exegeten mit ihrer Verantwortung meistens aus dem Schneider. Ist das Geschäft der Propheten das Diesseits, kann es ihnen so gehen wie dem Club of Rome: Seine "Grenzen des Wachstums" gerieten von einer wirkmächtigen, apokalyptischen Prognose beinahe zur Lachnummer. Kaum etwas, was die Verfasser des Berichtes Anfang der 70er-Jahre heraufdräuen sahen, traf tatsächlich ein. Dennoch: Sein erster Bericht verschaffte dem Club ein Renommee, das seinen Analysen des Weltenlaufs doch ein gewisses Gewicht gibt.Der Club und der 11. 9. Am Freitag findet sich der Denkerzirkel in Wien ein, um unter anderem die Auswirkungen des Terroranschlages vom 11. September in New York zu diskutieren. Es werden Prinz Hassan bin Talal von Jordanien, der Präsident des Club of Rome International, Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und Siegfried Sellitsch, der Präsident des Austrian Chapter des Club, dabei sein. Mit dem bloßen Wälzen von (Negativ-)Utopien will man sich dabei nicht zufrieden geben, erklärt Ivo Stanek, Direktor bei der Bank Austria, die gemeinsam mit dem Club die Veranstaltung organisiert, im Gespräch mit dem STANDARD. "Der erste Bericht in den 70er-Jahren hat entscheidend zur Hebung des Umweltbewusstseins der Menschen beigetragen", so Stanek, "wir wollen jetzt eine zweite Kampagne starten, eine neue Bildungsoffensive, die auf die drängenden Probleme im 21. Jahrhundert hinweist." Ganz uneigennützig macht das die Bank Austria (BA) natürlich nicht: Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Finanzierungen in Mittel- und Osteuropa liegt im Umweltbereich. Deswegen sei es für die BA außerordentlich wichtig, räumt Stanek offen ein, dass in der Region ein Bewusstsein etwa für Wasserschutz oder einen behutsamen Umgang mit der Infrastruktur gebildet wird. Und gerade ein solche Einstellung scheint trotz allem den Erfolg des Club of Rome am besten zu beschreiben. Neben all den überfrachteten Untergangsszenarien, die in den 70ern nur zu gern geglaubt wurden, gibt es auch so etwas wie eine ökologische Umwegrentabilität: Die "Grenzen des Wachstums" - vulgo die "grüne Bibel" der 70er - markierten nicht nur den Beginn der Ökologiebewegung. Sie waren auch Auslöser dafür, dass der Umweltgedanke heute aus der Ökonomie gar nicht mehr wegzudenken ist. Ohne diesen Anstoß gäbe es in den Konzernen heute wohl keine so genannten Kompetenzzentren für Umweltfragen, so wie es etwa die Bank Austria in der HypoVereinsbank-Gruppe ist. Ja, selbst Politiker haben erkannt, dass man ohne die Organisation vor allem in Umweltfragen nicht so weit gekommen wäre: "Der Club of Rome war ein wichtiger Anstoßgeber", sagte etwa der damalige Umweltminister Martin Bartenstein Mitte der 90er-Jahre. Heute hat der 1968 vom damaligen Fiat-Chef Aurelio Peccei gegründete Club 100 aktive Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ihre Zahl ist beschränkt. Neben Prinz Hassan bin Talal unterstützen zahlreiche Ehrenmitglieder - darunter Michael Gorbatschow, Jacques Delors, Richard von Weizsäcker oder König Juan Carlos von Spanien - die Organisation. Europabüro in Wien In Österreich hat der Club vor Kurzem sein Europa-Büro eröffnet. Von Wien aus soll die Basis für eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Ost und West geschaffen werden. Info: Gabriele Zöbl, European Support Centre of the Club of Rome, Kärntnerstraße 10/13a, A-1010 Wien, Tel.: 5125770-27, Fax: 5125770-10 (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 2. 2002)