Natur
Hot Spot unter dem französischen Zentralmassiv
In 270 Kilometer Tiefe schlummert eine schlotartige Aufschmelzung - 5.000 Jahre lang hat sie sich nicht geregt
Wien - Das Zentralmassiv - auch Zentralplateau und
französisch Massif Central genannt - ist nicht nur das ausgedehnteste
Gebirge Frankreichs, es enthält auch die jüngsten und besterhaltenen
Vulkane des europäischen Festlandes. Ursache für den Vulkanismus ist
ein so genannter Hot Spot - ein schlotartig aufsteigender Bereich von
heißem, geschmolzenen Gestein im Erdmantel. Das Gebirge in Zentralfrankreich ist Teil des westeuropäischen
Grabensystems, das vom Oslo-Nordsee-Graben über den Rhein-Graben bis
zum Rhone-Graben reicht. Wie auch im geologisch etwa gleich alten
Grabensystem in Ostafrika kommt es in den Grabensystemen zu
Bewegungen der Kontinentalplatten gegeneinander. Entsprechend häufig
sind im Verlauf solcher Gräben Erdbeben und Vulkanismus zu
beobachten. Im Gegensatz zum ostafrikanischen Graben ist das
westeuropäische Grabensystem aber verhältnismäßig ruhig.
Cantal
Aus vulkanologischer Sicht gilt der Cantal als bedeutendster Berg
des Zentralmassivs. Er war von vor neun Millionen bis vor drei
Millionen Jahren aktiv, seine Grundfläche ist fast doppelt so groß
wie die des Ätna auf Sizilien. Heute ist der Cantal weitgehend
verwittert und deshalb keine große Sehenswürdigkeit mehr. Ein
beliebtes Ziel für Touristen ist dagegen der Puy de Dome (1.465
Meter) in der Gebirgskette Chaine des Puys. Bemerkenswert ist seine
Form, er besitzt eine so genannte Quell- oder Staukuppe, welche aus
einem geologisch älteren Schlackenkegel gequollen ist.
Vor rund 5.000 Jahren fand der Vulkanismus im Zentralmassiv sein -
vorläufiges - Ende. Damals gab es noch Ausbrüche des Puy de
Montcineyre und des Puy de Montchal. Neben den mehr oder weniger
verwitterten Vulkankratern zeugen auch die so genannten Maare für den
Vulkanismus des Gebietes. Maare sind mehr oder weniger abgesoffene
Vulkantrichter, auch in der deutschen Eifel sind bekannte Exemplare
dieser meist kreisrunden Seen zu sehen.
Aktivitäten heute
Zur Zeit gibt es weltweit 550 bis 600 tätige Vulkane, wobei solche
als tätig angesehen werden, von denen Ausbrüche oder wenigstens
Aktivitäten in historischer Zeit bekannt sind. Die Einteilung der
Feuerberge erfolgt meist nach der chemischen Zusammensetzung des
Auswurfes. Im Erdinneren wird dieses Material Magma genannt, nach dem
Verlassen des Vulkanschlotes heißt es Lava. Der Hauptbestandteil ist
Kieselsäure.
Basisches Magma hat einen Anteil an Kieselsäure unter 50 Prozent
und schmilzt bei 1.000 Grad. Es ist mit 1.100 bis 1.250 Grad relativ
heiß, entsprechend dünnflüssig und gelangt bei einem Ausbruch relativ
leicht durch den Vulkanschlot an die Oberfläche. Vorhandene Gase
können gut und in kleinen Portionen entweichen, heftige Explosionen
kommen daher bei einem solchen so genannten effusiven Ausbruch mit
basischem Magma kaum vor.
Lava und Magma
Es entstehen dünnflüssige, weit fließende Lavaströme, die
entstehenden Vulkanberge sind meist flache Kegel. Als längster
bekannter Lavastrom gilt der 65 bis 70 Kilometer lange Fluss aus
geschmolzenem Gestein, der nach einem Ausbruch des Laki auf Island im
Jahr 1783 entstand. Effusive Vulkane finden sich meist dort, wo
Kontinentalplatten auseinander driften, etwa auf dem
mittelozeanischen Rücken oder im afrikanischen Grabenbruch. Als
typisch gelten die Feuerberge auf Hawaii oder Island.
Im Gegensatz dazu ist das Magma beim explosiven Vulkan-Typ sauer,
es enthält rund 65 Prozent Kieselsäure. Durch den höheren
Schmelzpunkt und die niedrigeren Temperaturen von rund 700 bis 1.000
Grad ist das Material zähflüssig. Der Vulkanschlot neigt dadurch zum
Verstopfen, es baut sich Druck auf, der schließlich in einer mehr
oder weniger spektakulären Explosion entweicht. Dabei gelangen Asche,
Staub, Gase und sogar Gestein in große Höhen.
Ring of Fire
Saure Magmen und somit explosive Vulkane entstehen typischerweise
dort, wo Oberflächenmaterial der Erdkruste durch die
Kontinentalverschiebung in die Tiefe gedrückt wird und dort
aufschmilzt. Die Sprengkraft von explosiven Vulkanen wird noch weiter
gesteigert, wenn Wasser ins Spiel kommt, indem sich etwa eine
ozeanische Kruste und eine Kontinentalkruste ineinander schieben.
Wasser hat die Eigenschaft, sich enorm auszudehnen. Wenn es gasförmig
wird, so entstehen aus einem Liter Wasser 1.244 Liter Dampf. Vulkane
des explosiven Typs finden sich etwa entlang eines Gürtels rings um
den Pazifik. Dieser Gürtel wird auf Grund seiner zahlreichen Vulkane
auch Ring of Fire genannt.(APA)