Inland
Heer versucht, alte Soldaten loszuwerden
Gedränge um verbleibende Spitzenposten
Wien - Alles nur Zufall. Zumindest, wenn man den Angaben der neuen Ausgabe der
halbamtlichen Zeitung Der
Soldat traut: "Das zeitliche
Zusammentreffen mit den Organisationsänderungen in der
Zentralstelle des BMLV ist
zwar für unsere Bediensteten
günstig, nichtsdestotrotz aber
ein Zufall." Was in der ganzseitigen Information unter
dem Titel "Chance 55" angekündigt wird, ist nichts weniger als eine Pensionierungswelle für altgediente Soldaten.
Wer das 55. Lebensjahr erreicht hat, kann demnach
entweder auf eigenen Antrag
in den "vorzeitigen Ruhestand" versetzt werden oder
von Amts wegen in einen "Karenzurlaub vor Ruhestandsversetzung (Vorruhestandskarenzierung)" geschickt werden. Einen ähnlichen Abbau
von Beschäftigten im öffentlichen Dienst gibt es zwar auch
in anderen Ressorts (Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer rühmt sich des Abbaues
von 7193 Bediensteten oder
4,2 Prozent der Beschäftigten
seit Ende 1999) - im Verteidi 2. Spalte
gungsministerium steckt aber
ein besonderes System dahinter: Die neue Spitzengliederung soll mit weniger Personen auskommen. Vor allem
die Zahl der hochrangigen Offiziere auf Schreibtischposten
soll abnehmen.
Rechtsanspruch auf Posten?
Frühpensionierungen lösen
aber nicht alles. So gibt es die
Befürchtung, dass sich einige
Spitzenbeamte nicht "abschieben" lassen: Wenn ihr
Einsatzgebiet aufgrund der
Reform obsolet wird, wegen
der Verkleinerung der Ministeriumsspitze aber kein anderer Posten zur Verfügung
steht, könnten sie einen
Rechtsanspruch auf einen
adäquaten Arbeitsplatz geltend machen.
An der Spitze dreht sich das
Karussell bereits: Kaum hatte
Herbert Scheibners Kabinettschef Wolfgang Jilke zum
1. Jänner den ihm funktionsmäßig längst zustehenden
Dienstposten und Divisionärstitel, wechselte er in den
Stab zum Aufbau des neuen
Kommandos Landstreitkräfte.
Das Kabinett leitet seither Brigadier Othmar Commenda,
dem der Divisionärsrang vorläufig vorenthalten bleibt. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.2.2002)