Von Karl Fluch
LIGHTHOUSE FAMILY Whatever Gets You Through The Day (Universal) Die Leuchtturmwärter Tunde Baiyewu und Paul Tucker treten mit ihrem Album Whatever Gets You Through The Day den Beweis an, dass selbst bislang als Trockenschwimmer Eingeschätzte sich manchmal als richtige Perlentaucher entpuppen können: Verhatschte Beats, ohne deshalb gleich Downbeat-Lähmungserscheinungen zu bekommen, dienen als Gerüst für den immer leicht an der Kitschgrenze dahinschlenkernden Pop der Briten. Perfide eingesetzte Streicher (Schmalz galore!), die an die großen This Mortal Coil erinnern, nehmen akustischen Gitarren die Schwermut. Samtsäusler Baiyewu intoniert dazu (I Wish I Knew How It Feels to Be Free), einen von Nina Simone oder Solomon Burke her bekannten Song aus den Zeiten der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, der in One von Bonos Katholenrockern U2 mündet: Fürchtet Euch nicht! Das passt schon. Stellenweise gibt man sich abgebremsten House-Beats hin ( Happy ), der große Rest des Albums gibt sich ausgeschlafen und beseelt im Mid-Tempo. Zwar Mainstream, trotzdem einer der neuen Hauptmieter im CD-Player. ELECTRONICAT Birds Want To Have Fun (A. Köhlermann/www.mdos.at) Nun ist es also amtlich: Alan Vega, seines Zeichens Punkrock- und Synthie-Pop-Pionier bei Suicide, hat Popgöre Cyndie Lauper beigewohnt, und ihr gemeinsamer (musikalischer) Balg nennt sich Fred Bigot und zeigt bei Grenzübergängen einen französischen Pass her. Als Musikus böllert er auf seinem Köhlermann-Debüt, dem "Super-Label" von Tex Rubinowitz, gemäß genetischem Code Synthie-Punk in den Äther und zirpt dazu Mutter-Sohn-Etüden: Birds Want To Have Fun . Rumpelnden 80er-Jahre-Synthie-Wracks entlockt er letzte Schnaufer, tritt der Beatbox gegen das Schienbein, und die Ergebnisse glänzen wie Glasperlen im Dreck der New Yorker Bowery: Süpäär! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 2. 2002)