Wien – "We bring the war to the U.S.": Der maskierte Sprecher eines Bekennervideos drückt sich unmissverständlich aus, und er fügt hinzu: "Get out of Columbia." Ein Satz wie dieser klingt nach den Terroranschlägen des vergangenen Septembers anders, zumal dann, wenn er in einem Actionfilm fällt, in dem Arnold Schwarzenegger die Hauptrolle verkörpert.

Es wäre allerdings falsch, Collateral Damage, inszeniert von Andrew Davis (Under Siege, The Fugitive), allzu sehr mit den Ereignissen der letzten Monate in Zusammenhang zu bringen. Zum einen war der Film schon vor September fertig gedreht, sein Kinostart wurde allerdings verschoben, weil man dem Massenpublikum Unterhaltung durch fiktiven Terror nicht zumuten oder auch nicht zutrauen konnte. Daher lässt sich aus der Arbeit auch keineswegs ein neuer Patriotismus in Hollywood ablesen.

Zum anderen haben Filme, die muskelbepackte Actionheroen in "Schurkenstaaten" Rache- beziehungsweise Rettungsmissionen ausüben lassen, dabei den naiven Glauben in individuelle Handlungsstrategien wie auch den Mythos der heilsamen Wirkung von Gewalt stärken, eine längere Tradition, die zumindest bis in den Anfangsjahre der Reagan-Ära zurückreicht.

Das war schließlich auch die Zeit, in der Schwarzenegger zum Star wurde. Und wenn er jetzt als Feuerwehrmann in Collateral Damage zuerst mit ansehen muss, wie seine Familie bei einem Terroranschlag ums Leben kommt, und, erzürnt von der Pragmatik und Bürokratie des Staatsapparates, beschließt, selbst aktiv zu werden, dann knüpft er an dieses Rezept nochmals an, ergänzt um "mitfühlende" Faktoren: So zeigt sich Schwarzenegger hier vor allem als Schutzpatron aller Mütter.

Die Regie Davis' beschränkt sich, abgesehen von routiniert heruntergespulten Actioneinlagen, weitgehend auf ein Katz-und-Maus-Spiel Schwarzeneggers mit El Lobo, dem Terroristen – den er übrigens mit Stars-&-Stripes-Häferl in der Hand im Internet aufspürt. Bisweilen geht das mit Unterhaltungen über Ethikfragen einher – so lautet beispielsweise die schlagfertige Antwort auf die Frage des Terroristen, worin er sich vom US-Rächer unterscheide: "I'm gonna kill you."
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 2. 2002)