Bernard Arnault, bis dato Eigentümer des englisch-schweizerischen Auktionshauses Phillips, de Pury & Luxembourg, gibt den Großteil seiner Beteiligung an die seit Jänner 2001 verantwortlichen Leiter des Hauses, Simon de Pury und Daniella Luxembourg ab. Arnault behält via seine Holding LVMH (Moët Hennessy.Louis Vuitton) 27,5 Prozent der Anteile, was ihm die Sperrminorität und letztendlich das Sagen garantiert, ohne weiterhin das investitionsintensive Auktionsgeschäft durch Verluste mittragen zu müssen. Die ehemaligen Sotheby's-Spitzenmanager Simon de Pury und Daniella Luxembourg (die in Wien das Jüdische Museum gründete und kurzfristig leitete) konnten die medienerfahrene Louise Blouin MacBain als neue Gesellschafterin und Geschäftsführerin gewinnen. Weitere, anonym bleibende (in Amerika ansässige) Investoren unterstützen die beiden tüchtigen und ehrgeizigen Auktionatoren, Kunstvermittler und Galeristen. Die Transaktion wird rückwirkend mit 1.1.2002 verbucht, um die 2002-Bilanz von LVMH nicht mit den Zahlen von Phillips, de Pury & Luxembourg belasten zu müssen (!). Für das Jahr 2001 vermeldete LVMH weltweit einen Umsatz von 12,2 Milliarden Euro - eine Steigerung von nur 5 Prozent. Die Rezession und der gefallene Aktienkurs zwingen Arnault, sich auf LVMH's nicht unbeträchtliche Kerntätigkeiten (Mode, Alkoholika) zu konzentrieren. Phillips, de Pury & Luxembourg haben mit ihrer Politik der überhöhten Garantiesummen für Einlieferer, mit dem Abwerben von Spitzenpersonal und dem Bestreben, Christie's und Sotheby's Konkurrenz zu machen, die Kunstmarkt-Ambitionen von Bernard Arnault schließlich auf ein Minimum reduziert. Soferne er nicht doch noch Sotheby's aufkauft ... (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24. 2. 2002)