Innsbruck/Klagenfurt/Hagenberg/Linz - "Medizininformatiker werden händeringend gesucht." Zu so drastischen Worten greift Reinhold Haux, Rektor der UMIT (Uni für Medizinische Informatik und Technik) in Innsbruck, wenn er über die Jobchancen künftiger Absolventen spricht.Tatsächlich wurde die UMIT von den Tiroler Landeskrankenanstalten aus einem konkreten Mangel an Fachkräften heraus gegründet - in Rekordzeit: "Anfang Dezember 2000 war das Gründungskonzil, zehn Monate später haben wir eröffnet", schildert UMIT-Direktor Martin Draxl. Und vor wenigen Monaten kam die staatliche Anerkennung. Die ersten Studenten starten gerade ins zweite Semester. Der digitale Patient Die Informationstechnologie revolutioniert längst auch das Gesundheitswesen: Wenn heute ein Patient geröntgt wird, wird das Bild oft nicht mehr auf Film gebannt, sondern digital gespeichert. Verschiedene Personen können dann an verschiedenen Standorten die Daten abrufen. Die Uniklinik Innsbruck hat dieses System (PACS, Picture Archiving and Communication System) als eine der ersten flächendeckend eingeführt. Die Ausbildung entsprechender Spezialisten wie an der UMIT hinkt hinterher. Dringend gebraucht werden zum Beispiel Softwareentwickler mit Kenntnissen der spezifischen Spitalsabläufe, egal ob bei der Online-Anforderung von Medikamenten oder bei der Unterstützung der Diagnose durch Computer. Ein weiteres Berufsprofil des Medizininformatikers: Der "Chief information officer", also derjenige, der im Krankenhaus für Einführung und reibungslosen Betrieb aller Soft- und Hardwaresysteme verantwortlich ist. Die UMIT bietet zwei Studien an: das sechssemestrige zum Bachelor, das man gleich nach der Matura beginnen kann, sowie ein Masterprogramm für Absolventen eines Medizin-, Informatik- oder Medizininformatikstudiums. Je nach Vorbildung dauert es drei bis vier Semester. Auf dem Studienplan stehen medizinische Grundlagen ebenso wie Einrichtungen des Gesundheitswesens, Medizin-Controlling, medizinische Dokumentation (Stichwort "elektronische Krankenkarte"), medizinische Signal- und Bildverarbeitung. Für die Bachelor-Anwärter sind zwei vierwöchige Praktika in der Informatikindustrie oder im Gesundheitswesen verpflichtend. Immer mehr Studien Auch die Fachhochschulen (FH) haben die Marktnische Medizininformatik für sich entdeckt. An der FH Klagenfurt kann man "Medizinische Informationstechnik" studieren, im oberösterreichischen Hagenberg "Software Engineering für Medizin". Soeben zugelassen und daher neu ab kommendem Herbst: "Medizintechnik" an der FH Linz. Stellt sich die Frage, warum jemand 2000 Euro (27.520 Schilling) Gebühren pro Semester für ein Studium an der UMIT ausgeben sollte, anstatt es an einer FH zu probieren? Rektor Haux hat gleich mehrere Antworten parat: "Weil wir universitäre Ausbildung machen. Hier wird also auch intensiv geforscht. Unterricht in kleinen Gruppen und ein optimales Umfeld sind selbstverständlich." Außerdem stehe man in enger Verbindung mit der Innsbrucker Klinik und mit den Kompetenzzentren, die rund um die UMIT entstehen und die Jobaussichten enorm verbessern. Zudem sei man vernetzt mit renommierten Unis wie Amsterdam, Heidelberg oder Minnesota. Die UMIT-Ausbildung ist mit internationalen Standards kompatibel, ein Wechsel zu einer anderen europäischen Uni kein Problem. Denn benotet wird nach dem "European Credit Transfer System". Und welche Talente sollte jemand mitbringen, um ein guter Medizininformatiker zu werden? UMIT-Direktor Draxl: "Offen sein für die Gesundheitswelt, zugänglich für Menschen, interessiert an der Technik." (Der Standard, Print-Ausgabe, Kirsten Commenda )