Wien - "Ich werde von acht bis zehn Uhr Auto fahren." Aber: "Ich liebe Autofahren." Schreibt man das jetzt groß und zusammen oder vielleicht doch klein und/oder getrennt? "Das sind die häufigsten Anfragen, die wir bekommen", sagt Herbert Fussy, Chefredakteur des "Österreichischen Wörterbuchs" im STANDARD- Gespräch. Diese Verwirrung ist für ihn nicht neu: "Das hat schon in der alten Rechtschreibung nicht funktioniert." Dass eine "Reform der Reform" kommen könnte, wie es die konservative Presse (die ebenso wie Format seit Jahren keine Lust auf die neue Schreibweise verspürt) merkbar freudig behauptet hatte, bezeichnet Fussy als "blanken Unsinn". Die Reformkommission habe bereits bei In-Kraft- Treten der Reform 1996/97 festgestellt, dass es noch winzige Nachbesserungen geben könnte. "So etwas Nachreform zu nennen, ist blöd. Jedes System braucht Nachjustierungen - vom Auto bis zum Gesetz." Fussy glaubt sogar, dass bis auf linguistische Spitzfindigkeiten der Status quo der Rechtschreibung erhalten bleiben werde, was er im übrigen bedauert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Österreicher und Schweizer neben den allgegenwärtigen Deutschen in der Reformkommission eigentlich nichts mitzureden haben. Fussy erwartet nun, dass die Kommission einige "provokante Vorschläge" vorlegen werde, um den einmischungsfreudigen deutschen Kultusministern zu signalisieren: "Jede Änderung ist Wahnsinn." Damit werde das heimliche Ziel erreicht: dass sich nämlich gar nichts ändert. Womit auch einige Probleme gleich bleiben. Was das Autofahren betrifft: Die substantivierte Form, so erklärt Fussy, schreibe man groß und zusammen. Ansonsten ist - siehe oben - "Auto fahren" korrekt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2002)