Die bloße Behauptung von Ereignishaftigkeit reiche aus, um etwas zum Ereignis zu machen, meinten kürzlich im STANDARD die Entertainer Dirk Stermann und Christoph Grissemann - und lieferten dazu mit ihrer Bewerbung für den Eurovision Song Contest gleichsam den Selbstversuch. Mit fulminantem Medienecho. Nicht dass Österreichs Song-Contest-Zukunft dadurch interessanter geworden wäre: Die Erfahrungen im Umgang mit einer aufwändigen Showmaschinerie aber, die Stermann & Grissemann in Interviews durchaus nüchtern wiedergaben - sie sprechen Bände über eine Mediengesellschaft, in der immer wieder Behauptungen von Bedeutsamkeit wesentlichere Fragen aus den Schlagzeilen verdrängen.Will Haider wirklich zum Islam übertreten? Glaubt Karl-Heinz Grasser wirklich an die Grundsteuer? Ist Sonja Klimas Ehe tatsächlich nicht mehr zu retten? Ist Kylie Minogues Hintern möglicherweise kosmetisch verschönert worden? Gewiss, Tratsch und Bassena-Klatsch hat es schon immer gegeben - nur die Verstärker für das Geraune und Getuschel sind größer geworden und die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums gleichzeitig immer kürzer. Also reicht es aus, Eheprobleme zu vermarkten, um zum Star einer Kaffeewerbung zu werden. Es reicht aus, wie Stermann/Grissemann zu sagen: Wir sind unfähig. Darin sind wir super. Also sind wir Stars. Damit kommt auch der ORF, wenn er das Nullprogramm Song Contest durchzieht, ein weiteres Jahr über die Runden. Die Frage ist jetzt nur, ob er sich dabei letztlich Stermann/Grissemann einverleibt. Ähnlich wie bei Christoph Schlingensief, der auch als Testpilot im medialen Raum unterwegs ist, wird es für die beiden Entertainer nötig sein, unversöhnt zu bleiben - mit einer unzumutbaren Situation, die keine Behauptung ist, sondern Realität. (DER STANDARD, Print, Sa./So., 2.3,3.3.2002)