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Das Jahr 1975 gilt als der Ausgangspunkt des Globalwerdens der Frauenbewegungspolitik. Stellte die Frauenbewegung zwar prinzipiell immer schon den Anspruch auf Internationalität, verfestigte sich dieser Anspruch ab der Ausrufung der "UN-Frauendekade" 1975 auch in Institutionen und auch die "Globalisierung" der Informationstechnologien leistete ihren Beitrag. Nach Ute Ruppert (in ÖZP. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, H.2, 2001) ist die heutige Form der Frauenbewegungspolitik unter anderem entstanden aus einem "... diffusen Mix von einerseits Gegenreaktionen gegen die vielfältigen Emanzipationshindernisse, Ungerechtigkeiten und (geschlechtlichen) Polarisierungen der Globalisierung und andererseits aus dem Zu-Nutze-Machen von Teilaspekten der Globalisierung", wie zum Beispiel den politischen Gelegenheiten globaler Politikprozesse wie die Weltkonferenzen der 90er Jahre. Dieses Zusammenspiel von Aktion und Reaktion beinhaltet aber auch ein hohes Konfliktpotential. Von der Gruppe zur Institution Das Ende des Ost-West-Konflikts und die allgemeine Entdeckung der Bedeutung globaler Kooperation überraschte die Frauenbewegungspolitik in keinster Weise. Sie konnte sich sogar als Vorreiterin profilieren, als am Wiener Menschenrechtsgipfel 1993 die Frauenbewegungsakteurinnen als die am besten organisierten Gruppen innerhalb der NGO-Szene erschienen. Spätestens seit der dritten Weltfrauenkonferenz 1985 in Nairobi wurde nämlich dieser Prozess des nicht-formalisierten Vernetzens forciert. Doch nicht nur in der Vernetzung untereinander, sondern auch in ihren Organisationsformen hatten seit Anfang der 90er große Veränderungen stattgefunden. Es kam zur sogenannten "NGOisierung" (NGO = Nichtregierungsorganisation), sprich Institutionalisierung der Frauenprojekte, um als Organisation fixe Ansprechpartnerin beziehungsweise finanziell förderungsfähige Einrichtung werden zu können. NGOs und Basisorganisationen Im weiteren muss nun zwischen Basisorganisationen, die in allen denkbaren Bereichen die unmittelbaren Interessen von Frauen vertreten, und Durchführungsorganisationen (NGOs) für Frauenförderungen, die meist von GeldgeberInnen abhängig sind und oft wegen ihrer „Erziehungs- und Hilfsorientierung“ kritisiert werden, unterschieden werden. Netzwerke und Lobby-Organisationen Global gesehen kann auch von zwei unterschiedlichen Typen der Frauenorganisationen gesprochen werden. Einerseits haben sich globale Netzwerke herausgebildet, in denen sich lokale, nationale und internationale Organisationen zusammengeschlossen haben und sind meist rund um einen Themenkomplex angelegt. Kennzeichnend ist zumeist der Versuch, globale Basisdemokratie und „Grassroots“-Politik, sprich Veränderungen von der Basis aus, zu praktizieren. Ein sehr wichtiges Beispiel dafür ist das Süd-Süd-Netzwerk DAWN (Development Alternatives with Women for a New Era), das sich zum Beispiel für Empowerment eingesetzt hat. Basisnah oder Top-down Anders ausgerichtet sind da die großen und einflussreichen Lobby-Organisationen, die eher top-down (Veränderungen sollen von „oben nach unten“ durchgeführt werden) ausgerichtet sind und keinen unmittelbaren lokalen Basisbezug haben. Eines der bedeutendsten Beispiele dafür ist die mittlerweile renommierte Organisation WEDO (Women’s Environment and Development Organization), die auf UNO-Ebene versucht, Fraueninteressen zu vertreten. Empowerment als Mittel und Ziel Neben dem formalen Organisierungsprozess ist für Ruppert auch die veränderte inhaltliche Ausrichtung der Frauenorganisationen für das Globalwerden der Frauenbewegungspolitik ausschlaggebend, nämlich die Konzentration auf die Etablierung „globaler“ Werte und Normen beziehungsweise der Verwirklichung global gültiger menschlicher Grundrechte. 1985 stellte das Netzwerk DAWN bei der Weltfrauenkonferenz in Nairobi ihr Empowerment-Konzept vor, das den Prozess der sukzessiven Machtbildung und der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in allen Bereichen politischen und gesellschaftlichen Lebens und Handelns gleichzeitig als Mittel und Ziel einer frauengerechten Weltentwicklung beschreibt. 1992 kam dann der frauenpolitische Durchbruch des Empowerment-Konzeptes und wurde in der Women’s Action Agenda 21 festgeschrieben. Wichtig zu erwähnen ist noch der kapitalismuskritische Ansatz von Empowerment, zu dessen "Essentials" auch soziale und Geschlechtergerechtigkeit zählen, sowie Nachhaltigkeit, Frieden und Verwirklichung der Menschenrechte. FrauenMenschenrechte Je globaler und zahlreicher die Frauenbewegungspolitik wurde, desto wichtiger wurde eine gemeinsame inhaltliche Klammer. Da die Arbeit gegen Gewalt an Frauen einerseits eine der traditionsreichsten und wichtigsten war, und andererseits Ideologieübergreifender Konsens bildete, kristallisierte sich immer mehr der FrauenMenschenrechtsansatz als gemeinsamer Angelpunkt heraus. 1993, auf der Wiener Menschenrechtskonferenz, konnte nun von der Frauenbewegungspolitik essentielle Anliegen, die bislang als "privat" galten, sowohl in die Öffentlichkeit bringen, als auch als Menschenrechtsverletzung absichern. Mit den doppeldeutigen Forderungen "Human Rights are Women’s Rights" und "Women’s Rights are Human Rights" wurden Frauenrechte als Menschenrechte und deren Verletzung als internationalen Verstoß etabliert. (e_mu)