IMMORTAL
Sons Of Northern Darkness
(Blast First/Edel)
Was passieren kann, wenn Buben von ihren Müttern nicht lange genug gestillt werden, leben die norwegischen Death-Metal-"Helden" von Immortal vor: ausgewachsene Kindsköpfe mit Hang zu ganzjähriger Faschingskostümierung, ohne dabei Rot zu werden: die Gnade der blickdichten Schminke! Auf ihrem eben erschienen Album
Sons Of Northern Darkness
geht es genretypisch ans Eingemachte: götterdämmernde Schlagzeuggewitter, Gitarren im Windkanal und Grundelgesang der Abteilung "Ich esse meine Suppe nicht!" Also total umstürzlerisch und todesverachtend dämonisch. Zwar muss man beim Einlegen der CD schon sein Hirn abschalten, das macht aber weiter nichts: Beim choreografierten Frisuren-Propeller in den nächsten 50 Minuten stören die matschigen Denkschnörksel ohnehin nur.
VERANDA MUSIC
Look Of Joy
(Ixthulluh)
Folgt man der nebenan aufgestellten These bezüglich der Muttermilch, dürften die norddeutschen Veranda Music auf eine vergleichsweise glückliche Kindheit zurück blicken. Das Trio covert auf ihrem dritten Album
Look Of Joy
ausschließlich persönliche Idole. In einen angenehm vor sich hin perlenden Folk-Pop-Kontext - Nick Drake auf Prozac - stellt das Trio unter anderem Songs von Cat Stevens (
Father And Son
),
Mother Of Earth
von The Gun Club,
Hey
von den Pixies oder auch das wehmütige
Riding
vom Debüt der Palace Brothers. Dass zu viel des Guten dann schon auch als gewisse Geschmacksunsicherheit auftauchen kann, beweist Veranda Music mit der Auswahl von
Water Of Love
. Diese Dire-Straits-Coverversion gehört sofort mit dem Gesamtwerk von Immortal bestraft. Recht, nicht Rache! Ansonsten herrscht Wohlwollen.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 3. 2002)