Wien - Die hohen Arbeitslosenzahlen und die ebenfalls steigente Anzahl an SozialhilfebezieherInnen haben die Stadt Wien bereits veranlasst, das gesamte Sozialhilfesystem auf individuellere Betreuung umzustellen (DER STANDARD berichtete). Doch auch die Bauträger bemerken, dass immer mehr ihrer MieterInnen unter finanziellen Druck geraten: "Die Situation hat sich in letzter Zeit zunehmend verschärft - die Delogierungsgefahr geht immer mehr in den Mittelstand hinein", erklärt auch der Gewog-Neue Heimat-Chef Karl Wurm im STANDARD-Gespräch.Die Gewog-Neue Heimat ist gleichzeitig aber auch der erste gemeinnütziger Bauträger und Hausverwalter, der versucht gegenzusteuern und wie die Gemeinde Wien eine umfassende Delogierungsprävention eingerichtet hat. "Gerade wenn jemand aus einer Mittelstandssituation in Gefahr gerät seine Wohnung zu verlieren, ist das ein Schock", weiß die Projektleiterin Susanne Reppé. "Und da ist es besonders wichtig, dass etwas gegen den ersten Reflex, sich einfach tot zu stellen, getan wird." Hilfe zur Selbsthilfe Seit Juni vergangenen Jahres ist daher ein Sozialarbeiter für die Gewog-Neue Heimat tätig, der früher bereits bei der Wohnungslosenhilfe gearbeitet hat. Der bietet individuelle Hilfe zur Selbsthilfe an, führt Beratungsgespräche durch und entwickelt mit den Betroffenen gemeinsam Modelle, wie sie aus ihrer Misere wieder heraus finden können. "Dieser Sozialarbeiter arbeitet auf Werkvertragsbasis und vor allem unabhängig von uns", betont Reppé. "Er gibt uns keine persönlichen Daten weiter, er entscheidet nicht, ob eine Wohnung behalten werden kann oder nicht. Und das ist eine vollkommen andere Position als unsere, wo wir Geld eintreiben müssen und der Mieter in der Position eines Schuldners natürlich erst einmal zu macht." Und oft sei es auch einfach nur nötig, entsprechende Informationen zu vermitteln. "Oft sind die Unterstützungen einfach nur nicht bekannt, weil intransparent. Aber man kann sicher nicht sagen, dass es zu wenig Beihilfemöglichkeiten gäbe", so Reppé. "Manchmal sind die Betroffenen auch einfach nur hilflos, weil sie nie damit gerechnet haben, dass sie je einmal in so eine derartige Situation kommen könnten." Derzeit sind es im Bereich der Gewog-Neue Heimat zwölf Personen, die im Rahmen der Delogierungsprävention betreut werden. "Man kann natürlich nie eine Massenhilfe erzeugen", weiß Wurm. "Aber um so schöner ist es, wenn es gelingt, jemand vor einem privaten Absturz zu bewahren. Denn wenn man erst einmal draußen ist aus dem System, ist es viel schwieriger, wieder hinein zu kommen." (DER STANDARD, Printausgabe 09./10.03.2002)