Korneuburg - Das Interesse an dem Strafprozess gegen drei Wiener Fremdenpolizisten, die in verantwortungsvoller Tätigkeit dabei waren, als der nigerianische Schubhäftling Marcus Omofuma erstickte, ist rasch und kräftig gesunken. Im Korneuburger Gerichtssaal war gestern, am vierten Prozesstag, nur noch etwa ein Dutzend Zuhörer anwesend, als man wieder einmal vergeblich auf bulgarische Zeugen wartete.

Beinahe die gesamte Besatzung jener Maschine der Balkan Air, in der der mit Klebebändern über Mund, Brust und Beine zur Ruhe gebrachte und an seinen Sitz gebundene Nigerianer am 1. Mai 1999 ums Leben gekommen war, ist der gerichtlichen Einvernahme unentschuldigt ferngeblieben. Großer Aufwand, die Zeugen zu hören, wurde allerdings nicht betrieben. Richter Alexander Fiala begnügte sich damit, die Ladungen zuzustellen. Dass dies noch lange nicht garantiert, dass die Zeugen aus Bulgarien die Anreise dann auch wirklich auf sich nehmen, schien ihn nun zu überraschen.

Am Mittwoch sollte die Stagnationsphase des Prozesses vorbei sein. Fremdenpolizisten sind geladen, um von der damaligen Abschiebepraxis zu erzählen. Auch Exinnenminister Franz Löschnak wird erwartet. Er soll zum Verdacht Stellung nehmen, dass man im Ministerium von der Methode des Mundverklebens gewusst hatte. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.3.2002)