Wien - Wenn es nach Herwig Frad geht, ist der Umbau im Hauptverband der Sozialversicherungsträger noch nicht zu Ende. Forderte doch der Präsident des Hauptverbandes, die Strukturen der Sozialversicherungsträger denen des Hauptverbandes anzupassen: Während im Hauptverband die Macht nun bei der Geschäftsführung liegt, haben in den einzelnen Trägern die Obleute aus der Selbstverwaltung das Sagen. Welche Umbauvariante er bevorzugt, sagte Frad nicht.

Auch zur Einführung möglicher Selbstbehalte im ASVG-Bereich wollte er sich am Donnerstag bei einem Vortrag im Management-Club nicht festlegen: "Daran ist politisch derzeit nicht zu denken." Wie sonst die Krankenkassen saniert werden sollten, dafür konnte er kein "Wunderrezept" vorlegen - sei es ihm doch in seiner sechsmonatigen Amtszeit nicht gelungen, "gesichertes Datenmaterial" zu bekommen. Allerdings haben die oft als "kranke Kassen" bezeichneten Krankenkassen laut dem Gesundheitsstaatssekretariat Finanzreserven von rund 1,5 Milliarden Euro.

Eine Diskussion will Frad darüber führen, welche Medikamente in der Apotheke und welche "im Supermarkt" verkauft werden sollen und ob es Begrenzungen für Apotheken geben soll. Mehr Kostenbewusstsein wünscht er sich von Patienten: "Der Patient kann durchaus sagen: Herr Doktor, ich war vor 14 Tagen beim Röntgen, ich gehe nicht schon wieder." Generell fühlt Frad den langen Schatten seines Vorgängers: "Der Hans Sallmutter ist lebendiger denn je." Der Ex-Hauptverband-Präsident habe durch die Debatte um seine Ablöse einen Status wie Karl Schranz erreicht, der nach seinem Ausschluss von den Olympischen Spielen zum Helden mutierte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 3. 2002, eli)