Wien - Der scheidende Wiener VP-Obmann Bernhard Görg wird am Dienstag im Landesparteivorstand seine Vorstellungen über die weitere Vorgangsweise präsentieren. Und vorerst ist seine Nachfolge noch völlig offen - zumindest will noch niemand in der Öffentlichkeit erklären, dass er oder sie kandidieren will.Auch nicht der Rechtsanwalt Werner Suppan, der schon im Mai 2000 gegen Görg angetreten war und damals immerhin 19,9 Prozent der Stimmen erhielt. "Wer es ernst meint, sollte in der Öffentlichkeit jetzt keine Kandidaten diskutieren", erklärt Suppan im STANDARD-Gespräch. "Einen Wunderwuzzi haben wir halt nicht" Aber man dürfe sich bei der Obmannsuche auch keinen übertriebenen Hoffnungen hingeben: "Einen Wunderwuzzi haben wir halt nicht und aus. Da darf man nicht auf irgendeinen Superstar hoffen. Der Bürgermeister Häupl ist ja auch nicht so oft im Fernsehen", kommentiert Suppan die Forderung Görgs, der oder die Neue solle zweimal die Woche in der ZiB sein. Daher sei es besser, man komme "weg von der Person des Obmanns und diskutiert mehr über das Team, es geht ja nicht nur um Görg". Und soweit geht Suppan schon: "Na klar wäre es interessant, bei diesem Team dabei zu sein." Suppan gehört auch zu jenen, die bekennen: "Gut, dass es jetzt soweit ist. Im letzten Halbjahr gab es Stagnation und Stillstand in der Wiener VP. Das ist ein positiver Erfolg, dass diverse Bezirke das in die Hand genommen haben." Peter Marboe: "Die Obmanndebatte zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht gut" Einer, der bisher zum Team von Görg gehörte, sieht das naturgemäß anders: Der VP-Stadtrat Peter Marboe: "Die Obmanndebatte zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht gut, nicht schlau und wirklich verfrüht. Diese Wiederholungstäterschaft ist wirklich schmerzhaft", betont er gegenüber dem STANDARD. Im übrigen will auch Marboe "sicher nicht" kandidieren, "das halte ich für völlig ausgeschlossen". Was aber die inhaltliche Entwicklung der Wiener ÖVP betrifft, gibt es für Marboe "nur eines: Man muss alles tun, um jenen, die nicht wirklich SPÖ wählen wollen, eine Alternative anzubieten. Wir müssen den Status einer urbanen, offenen, perspektivischen Partei anstreben. Da darf man sich nicht in kleinkarierten ideologischen Ideen verheddern, nicht ängstlich verbieten wollen, nicht alles von der Kultur bis zum Verkehr ideologisieren wollen." Zumindest was das betrifft, sind Marboe und Suppan einer Meinung. Auch jener spricht sich für "liberale und urbane Positionen" aus. Wiewohl man auch "die Wirtschaftspartei noch stärker positionieren muss". (Roman Freihsl, DER STANDARD Print-Ausgabe 15.März 2002)