Trier - Hitler hatte auch willige Archäologen, die dabei halfen, eine möglichst germanische Herkunft des deutschen Volkes durch Grabungen zu beweisen. Dass sie dabei andere, vor allem römische Spuren in den Kellern annektierter Gebiete verscharrten, zeigt vom 23. März bis zum 29. September das Rheinische Landesmuseum in Trier. Die Schau "Propaganda. Macht. Geschichte" dokumentiert, wie die Nazis mit der Suche nach germanischen Wurzeln Herrschaftsansprüche rechtfertigten und sich so beispielsweise Elsass und Lothringen mit wissenschaftlichen Argumenten einverleibten. Französische Forscher in Metz und Straßburg deckten voriges Jahr das düstere Kapitel der Archäologie auf. Die Nazis legten den Schwerpunkt ihrer Forschungen auf die Vorgeschichte und die Merowingerzeit (5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.) und förderten trotz Krieg Ausgrabungen und Ausstellungen. Die in Frankreich angestoßene und sehr beachtete kritische Bilanz von 1933 bis 1945 haben deutsche Archäologen in Trier jetzt mit unveröffentlichten Archivalien ergänzt. "Rassische Überlegenheit" Die Experten erinnern an die Arbeit des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte, der archäologischen Abteilung im Amt von Hitlers Chefideologen Alfred Rosenberg, unter dem Prähistoriker Hans Reinerth. Der Reichsbund-Chef war Wortführer einer "deutschen Schule" von Vor- und Frühgeschichtlern, die mit ihren Forschungen eine angebliche "rassische Überlegenheit" der Germanen gegenüber anderen Völkern der Antike und des Frühmittelalters belegen wollten. Dabei gab es offenbar einen Machtkampf heftig streitender Interessengruppen, wie der Trierer Ausstellungsmacher Frank Unruh herausgefunden hat. Viele Archäologen waren nach Recherchen Unruhs vermutlich aus Karrieregründen in der SS und vor allem auch in der SA. "Es gab keinen Widerstand unter den Wissenschaftlern, eher das breite Spektrum von den Mitläufern bis zu den Stürmern", berichtet Unruh. Eine pauschale Schuldzuweisung sei aber nicht möglich. (APA)