Graz/Brüssel - Die EU-Kommission klagt Österreich in Sachen Naturschutz, Brüssel sorgt sich um den Wachtelkönig. Konkret geht es um einen im obersteirischen Wörschacher Moor gelegenen Golfplatz, der sich zum Teil in dem EU-nominierten "Natura 2000"-Schutzgebiet befindet. Dort nistet der Wachtelkönig - ein seltener Vogel, dessen Existenz auch den Bau der "Ennsnahen Trasse", der im Ennstal geplanten Hauptverkehrsader, blockiert. Nach Ansicht der europäischen Kommission hat das Land Steiermark den Bau der Erweiterung der Golf-Anlage zu Unrecht genehmigt.Die Landesverwaltung wurde von der EU mehrmals gewarnt, erinnerte am Donnerstag der steirische Umweltanwalt Alois Oswald. Kommissarin Margot Wallström ist besorgt, dass im Ennstal der "Lebensraum einer weltweit gefährdeten Vogelart, eben des Wachtelkönigs, nicht angemessen geschützt wird." Zwei Golfbahnen kollidieren mit dem EU-Schutzgebiet. Hellmuth Wippel, Leiter der Naturschutzabteilung der Steiermark, hat die Klageschrift nach eigener Aussage noch nicht gesehen, informiert ist er jedoch. Und er kennt die Beschwerde gegen das Land beim Verwaltungsgerichtshof, die Umweltanwalt Alois Oswald gegen die Golfplatz-Baubewilligung eingebracht hat. Das sieht Wippel aber auch als Chance. Sollte der Verwaltungsgerichtshof die Aufhebung des Baubescheides verlangen, müsste ein neues Verfahren begonnen werden, in dem man "den EU-Richtlinien genüge tun" könnte. Das könnte das Ende der Golfbahnen bedeuten; im Sommer soll entschieden werden. Eine EU-Delegation hat sich jedenfalls noch für das Frühjahr angekündigt. Behält die EU Recht, kann mit einer "ganz schön geschmalzenen" Pönale gerechnet werden, heißt es. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2002)