Wien - Dem von Kollegen wie Quentin Tarantino und John Woo gepriesenen "Meister des japanischen Gangsterfilms" Kinji Fukasaku ist im April-Programm des österreichischen Filmmuseums ebenso ein Schwerpunkt (10. bis 28. April) gewidmet wie Alexander Kluge, einem der bedeutendsten Mediendenker deutscher Sprache ("Kluges Fernsehen", 1. bis 8. April). Die Reihe "Geschichte(n) des Kinos" nimmt Abschied vom Bugs Bunny-Schöpfer Chuck Jones (15. 4.) und zeigt Godards "Alphaville" (27. und 29. 4.). Die bisher größte Retrospektive gibt es zum aus Linz gebürtigen Filmemacher Alexander Hackenschmied (1. bis 8. 4.). Und "Mit Siegfried Kracauer im Kino" wird "die Wahrheit im Profanen" gesucht (22. bis 29. 4.).Zur Person Fukasaku, geboren 1930, transformierte mit seinen "Yakuza"-Filmen der 60er und 70er Jahre, bei denen "Battles Without Honor and Humanity" (1973) einen Wendepunkt markierte, das Gangstergenre, über das er harsche Sozialkritik transportierte. Der zur Nouvelle-Vague-Generation Japans gehörende Regisseur nahm eine "hartnäckige, ungestüme Gegenposition zum Pathos des 'Wiederaufbaus'" in der japanischen Nachkriegsgesellschaft ein, so die Filmmuseums-Ankündigung. Nicht weniger als die Gangsterfilme sind Fukasakus andere Werke Ausdruck seiner Rebellion gegen das "neue Japan", das "seine Kriegsschuld verdrängte". Fukasakus Filme wie "Under the Flag of the Rising Sun" und "If You Were Young: Rage" zeigen seine "Sprengkraft gegenüber den japanischen Mythen". Beim Filmmuseum-Schwerpunkt, der die erste umfangreiche Fukasaku-Retrospektive in Österreich ist, sind Filme seit den frühen 60er Jahren bis zu seiner letzten Arbeit, die Reality-TV-Satire "Battle Royale" (2000) mit Takeshi Kitano in der Hauptrolle, zu sehen. "Kluges Fernsehen" "Kluges Fernsehen" ist eine Hommage an einen, der "das Kino über das Kino hinaus führt". Der Autor und Filmemacher, der am 6. 4. selbst zu Gast im Filmmuseum ist, um seine "Utopie Fernsehen" zu illustrieren, hat schon seinen "Abschied vom Kino" genommen und erarbeitet nun Kulturmagazine auf deutschen Privatsendern sowie, mit seiner Produktionsfirma dctp, unter eigener Lizenz Formate wie "Stern TV" und "BBC Exklusiv". "Filmemachen aus fremdem Material" bestimmt Kluges Filmarbeit. Im Filmmuseum zu sehen ist unter anderem die Premiere des Kluge-Porträts "Alle Gefühle glauben an einen glücklichen Ausgang" von Angelika Wittlich, Kluges "unglaubliche Live-Entblößung des Fernsehens" als Talkshow-Gast beim WDR ("Reformzirkus", 1970) und eine Auswahl von Kluges Arbeiten für dctp. Unter der Oberfläche Alexander Hackenschmied alias Hammid, 1907 in Linz geboren, drehte im Prag der 30er Jahre experimentelle ("Spaziergang ins Blaue", 1930) und antifaschistische Filme, bevor er in die USA emigrierte, wo er zum Wegbereiter des unabhängigen US-Kinos wurde. Die bisher in den "Falten der Filmgeschichtsschreibung" versteckten Arbeiten des Ehemanns und Co-Regisseurs von Maya Deren ("Meshes of the Afternoon", 1943) und Oscar-Preisträgers (1967 für "To Be Alive!", gemeinsam mit Deren) werden in sechs Programmen (mit 25 Filmen) in Zusammenarbeit mit Synema und der Diagonale präsentiert. Im Kino-"Kult der Zerstreuung" fand der Filmkritiker und -theoretiker Kracauer "Produktivkraft", das Sehen von Filmen förderte für ihn den "Blick für eine politische Kritik der Lebenswelten". Das Filmmuseum zeigt neun Filme aus den 20er und 30er Jahren, die für Kracauers Kinodenken signifikant gewesen sind. (APA)