Natur
Österreicher ketten sich an russisches Sägewerk
Protest gegen Abholzung der nördlichen Urwälder - Demonstranten vorübergehend festgenommen
Archangelsk/Wien - Gegen die fortschreitende Zerstörung der
russischen Urwälder protestierten 15
Greenpeace-Aktivisten am Solombalski Sägewerk in der russischen
Hafenstadt Archangelsk am Weißen Meer. Die Umweltschützer, darunter
die beiden österreichischen Aktivisten Gerwald Herz und Thomas
Kukovec, ketteten sich bei klirrender Kälte an die Eingangstore des
Sägewerks. Dort wurden russische und deutsche Transparente mit der
Aufschrift "Verantwortung übernehmen - Urwälder schützen" entrollt.Nach der Festnahme einiger Greenpeace-Aktivisten im Rahmen eines Polizeieinsatzes sind zumindest die
ausländischen Demonstranten nach 15.00 Uhr wieder auf freien Fuß
gesetzt worden. Zehn russische Mitglieder und einige Studenten, die
den Umweltschützern Lebensmittel gebracht hatten, befanden sich
zunächst noch in Polizeigewahrsam.
und wurden einem Schnellrichter vorgeführt.
Greenpeace verlangte, alle festgehaltenen Personen unverzüglich
freizulassen. Gerwald Herz, Demonstrant aus Österreich in
Archangelsk: "Die unbeteiligten Studenten haben Angst, dass ihnen nun
Strafen und Repressalien durch die Behörden drohen. Wir werten diese
Vorgangsweise als Versuch, friedliche Umweltschützer und völlig
unbeteiligte Menschen einzuschüchtern und verurteilen diese
Vorgangsweise schärfstens."
Auswirkungen
Das Solombalski Sägewerk verarbeite Holz aus den letzten Urwäldern
im europäischen Teil Russlands, vor allem aus dem 1,5 Millionen
Hektar großen Dvinsky-Urwald südöstlich von Archangelsk, erklärte
Greenpeace in einer Aussendung. Das Werk produziere pro Jahr über
250.000 Kubikmeter Sägeholz. Zwei Drittel davon werden exportiert.
Das Sägewerk beliefere auch den deutschen und österreichischen Markt
mit Profil- und Sägeholz. Österreichische Firmen würden pro Jahr Holz
und Papier im Wert von über 50 Millionen Euro aus Russland beziehen,
erklärte die Umweltorganisation.
"Österreich ist durch den Import von Urwaldholz und Papier
mitverantwortlich für die Zerstörung der letzten Urwälder Russlands",
erklärte Herz. Viele Menschen im Norden Russlands leben von der Jagd
in den Wäldern, sammeln Pilze und Beeren und fischen in den Flüssen,
sagte der Aktivist. "Mit den Wäldern verschwindet ihre
Lebensgrundlage", so Herz.(APA/red)