"Ich bin nur eine Hausfrau. Ich sterbe fast vor Sehnsucht nach dem Klavierspielen, aber ich habe den Zugang zur Musik verloren ... Ich vegetiere vor mich hin", schrieb Alma Mahler-Werfel kurz nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Gustav Mahler in ihr Tagebuch.

Vor hundert Jahren, im März 1902, heiratete sie ihn, nachdem der zwanzig Jahre ältere Mahler von ihr totale Unterwerfung und die Aufgabe ihres Komponistinnen-Berufs gefordert hatte: "Die Rolle des Komponisten fällt mir zu, deine ist die der liebenden Gefährtin. Du hast von nun an nur einen Beruf, mich glücklich zu machen."

Begabte Komponistin

Alma Mahler, in Wien geborene Schindler, hatte bei Zemlinsky Komposition studiert und bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr hundert Lieder und den Beginn einer Oper komponiert, als sie Mahler kennenlernte. Ihm zu Liebe, so schrieb sie später, habe sie auf ihre Laufbahn verzichtet. Doch nach einigen Jahren brach sie aus der ehelichen Enge aus und flüchtete in eine Affaire mit Oskar Kokoschka. Doch auch diese Liaison war nicht nur glücklich: "Die drei Jahre mit ihm waren ein einziger heftiger Liebeskampf." 1915 trennte sie sich von ihm und ging eine zweite Ehe mit dem Architekten Walter Gropius ein.

"Deine Sachen sind ja gut!"

Scheinbar durch die Ehekrise verunsichert, spielte Mahler ihre Stücke, fünf davon ließ er drucken, so beeindruckt war er: "Was hab'ich getan! Deine Sachen sind ja gut! Jetzt musst du sofort weiterarbeiten ... Wie verbohrt ich doch war!" Doch Alma hatte längst resigniert: "Zehn Jahre verlorene Entwicklung sind nicht mehr nachzuholen."

Die Ehe mit Gropius gab sie nach kurzer Zeit für den Dichter Franz Werfel auf. Sie inspirierte ihn und organisierte seinen Ruhm; wieder lebte sie für einen Mann. 1940 emigrierten sie in die USA. Alma Mahler Werfel starb 1964 in New York. (dabu)