Geschlechterpolitik
McJobs als Armutszeugnis für den Sozialstaat
AK-Dinkhauser fordert bessere Absicherung für atypisch Beschäftigte - Vor allem Frauen armutsgefährdet
Innsbruck - Dringenden Handlungsbedarf ortet Arbeiterkammer-
Präsident Fritz Dinkhauser bei den atypischen Beschäftigungsformen:
"Statt eine schöne, neue und flexible Arbeitswelt vorzugaukeln ist
die Regierung gefordert, für eine bessere soziale Absicherung dieser
Gruppe der Arbeitnehmer zu sorgen. Ansonsten ist atypische
Beschäftigung nur Sklavenarbeit und ein Armutszeugnis für unseren
Sozialstaat. Es besteht die Gefahr, dass immer mehr Arbeitnehmer in
atypische Beschäftigungs-formen abgedrängt werden, weil Unternehmer
versuchen, aus arbeits- und sozialrechtlichen Dienstverhältnissen
auszubrechen und in für sie billigere und flexiblere Joblösungen
auszuweichen."Tirol: McJobberInnen zu drei Viertel Frauen
Vor allem Tirol ist von den Mac-Jobs
überdurchschnittlich betroffen: Fast 35.000 Personen sind bereits
geringfügig beschäftigt, dazu kommen noch 5.500 freie DienstnehmerInnen
und 2.900 sogenannte neue Selbständige. Sieben Prozent aller
Beschäftigungsverhältnisse in Tirol sind bereits geringfügig. Das ist
der dritthöchste Bundesländeranteil. Drei Viertel davon sind Frauen.
Armutsgefährdung
"Was zusätzlich bedenklich stimmt", so Dinkhauser, "ist die
Tatsache, dass die geringfügige Beschäftigung im Alter deutlich
zunimmt: JedEr zweite über 59jährige Tiroler ArbeitnehmerIn ist nur
noch geringfügig beschäftigt. In Tirol aber aerden bereits
bei den Standardbeschäftigten die drittniedrigsten Löhne bezahlt; geringfügig
Beschäftige müssen mit noch weniger Geld auskommen. Dass aus Zwecken
der Kostenersparnis immer mehr Unternehmen diese Arbeitsformen
anbieten, ist laut Dinkhauser fahrlässig, weil vor allem Frauen mittel- und langfristig in akute
Armutsgefährdung geraten. Denn niedriges Einkommen mit wenig
Versicherungszeiten heißt auch niedrige Pension, im Falle einer
Trennung werden die Problem noch deutlicher: Unzureichende
sozialrechtliche Absicherung, weniger arbeitsrechtlicher Schutz, die
Aufstiegs-chancen sind schlecht und die Jobs wenig dauerhaft. Der
mittlere Bruttostunden-verdienst liegt bei Teilzeitarbeit in Tirol 20 Prozent unter jenem eines Normalarbeits- verhältnisses. Ein
existenzsicherndes Einkommen ist oft nicht erzielbar.
Keine Sozialversicherung
Dinkhauser: "Was umso bedenklicher stimmt ist die Tatsache, dass
mehr als ein Drittel der nur geringfügig Beschäftigten in Tirol nicht
einmal sozialversichert ist. Kein Wunder, dass bei einem
Durchschnittseinkommen von 113 Euro selbst die vergleichsweise
günstige freiwillige Kranken- und Pensionsversicherung von 42,54 Euro
zu viel ist."
(red)