Fürth - Im Streit um eine Satire-Ausstellung im jüdischen Museum Fürth in Bayern hat die jüdische Künstlerin Anna Adam ihren Kritikern "Dialogunwilligkeit" und Intoleranz vorgeworfen. Die aus dem Lager des orthodoxen Judentums stammenden jüdischen Gemeinde- Vertreter seien offenbar nicht in der Lage, unterschiedliche Standpunkte innerhalb des Judentums zu akzeptieren, sagte die junge Berliner Künstlerin am Dienstag in Fürth."Feinkost Adam" In ihrer als jüdischer Feinkostladen gestalteten Präsentation thematisiert Adam unter dem Titel "Feinkost Adam" seit Anfang März typische Klischees vom Judentum und führt sie ad absurdum. Der von Kritikern geäußerte Vorwurf, ihre Ausstellung fördere Judenhetze wies Adam als "haltlos" zurück. Die Vorwürfe gegen ihre Ausstellung seien "zur falschen Zeit an die falsche Adresse gerichtet", sagte die Künstlerin, nachdem ihre Ausstellung in den vergangenen Tagen Vertreter örtlicher Jüdischer Gemeinden sowie den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Bayern auf den Plan gerufen hatte. Adam, die sich zum Reformjudentum bekennt, verwies zur Begründung auf die im Judentum traditionell angelegte Toleranz, die sie auch für ihre Ausstellung einforderte. "Das Judentum hat immer viele Möglichkeiten zugelassen. Es war immer eine starke Religion, die auch mal über sich lachen kann. Das Judentum hat es nicht nötig, sich auf den Holocaust zu reduzieren", unterstrich die Berliner Künstlerin, die der jüdischen Künstlergruppe "Meshulash" (Dreieck) angehört. Überrascht von den Reaktionen der jüdischen Gemeinden Nürnberg und Fürth zeigte sich der Leiter des Jüdischen Museums, Bernhard Purin. Den Zeitpunkt der Ausstellung halte er trotz der zur Zeit laufenden Bemühungen des Museums-Trägervereins um eine Versöhnung mit den beiden jüdischen Gemeinden für richtig. "Die Ausstellung ist eine Reaktion auf den Konflikt mit den beiden jüdischen Gemeinden. Wir haben die Aufgabe, die Dinge, die in der Luft liegen, zu thematisieren", sagte Purin. Auseinandersetzung Die Ausstellung sei zudem Teil einer wichtigen, bundesweit geführten innerjüdischen Auseinandersetzung. "Und wir haben als jüdisches Museum die Aufgabe, dieser Debatte eine Plattform zu geben", unterstrich der Museums-Chef. Zu der seit Jahren geführten Auseinandersetzung zwischen seinem Haus und den jüdischen Gemeinden sagte Purin: "Ich würde mir ein bisschen wünschen, dass unsere Kritiker uns als nicht-jüdischen Museumsmachern zubilligen, einen eigenen Weg zu gehen". (APA)