Wien - Totale Überwachung a la "Big Brother" mag für viele
eine Horrorvision sein, in vielen Bereichen des Umweltmonitoring
können sich Experten nichts besseres vorstellen. In einem
vierjährigen Projekt haben Lehrende und Studenten der Fachhochschule
Technikum Wien in Zusammenarbeit mit dem Joanneum Graz ein System
entwickelt, durch das die Wasserqualität von Quellen via
Datenübertragung über Satelliten praktisch ständig überwacht werden
kann. Das vom Infrastrukturministerium finanzierte Projekt wurde vergangene Woche in Wien präsentiert.
Die Forscher verwendeten dafür die Satelliten von ORBCOMM LEO. LEO
steht dabei für "Low Earth Orbit", die 36 künstlichen Trabanten
umkreisen die Erde im vergleichsweise niedrigen Orbit von 800 km. Der
Hauptvorteil der Verwendung von LEO ist laut Projektleiter Paul
Skritek vom Technikum Wien der Umstand, dass es auch in entlegenen
Gebirgstälern keine Funklöcher gibt. Etwa bei der Verwendung von
Handynetzen ist dies nicht der Fall.
Station vor Ort
Vor Ort - im Projekt wurde unter anderem eine Quelle der Wiener
Hochquellwasserleitung untersucht - ist eine kleine Station
aufgebaut, welche laufend die Parameter "Wasserstand", "Temperatur",
"Trübung" und "Leitfähigkeit" bestimmt. Die Daten werden aus
Kostengründen auf rund ein Viertel komprimiert und dann geht es alle
15 Minuten über ein Funkmodem ab zum LEO-Satelliten und schließlich
zum Empfänger - während des Projektes die Rechner am Technikum Wien.
Die ständig einlangenden Daten erlauben Aussagen über den Zustand
und Dynamik der Quelle. Vergleiche von Wasserführung, Trübe und
Leitfähigkeit mit Wetterdaten lassen Schlüsse auf die
Grundwasserspeicher zu, sagte Hermann Stadler von Joanneum Research.
Der Vorteil des neuen Systems ist, dass für die Stationen keine Kabel
verlegt werden müssen, Eingriffe in die Natur sind daher nicht nötig.
Der Strom wird mittels Solarzellen erzeugt und in Batterien
gespeichert.
Weitere Anwendung: Flottenmanagement von Schiffen
In einem weiteren Projekt entwickelten die Wiener Forscher
gemeinsam mit Unternehmen Anwendungen der Datenübermittlung via
Satellit für das Flottenmanagement von Schiffen. Die Schiffe senden
ständig ihre Daten an eine Zentralstelle, diese kann dann den Einsatz
besser koordinieren. Während des Projekts gelang eine lückenlose
Positionsverfolgung eines Schiffes auf der Route Wien-Amsterdam-Wien
über einen Zeitraum von fünf Wochen. Die Genauigkeit der Daten war so
hoch, dass die exakte Position eines Schiffes in der
Schifffahrtsrinne eines Flusses oder das Passieren von
Schleusenteilen in der Zentrale mitverfolgt werden konnte.
(APA)