Montpellier/Yaoundé - In den afrikanischen Regenwäldern lauern viel mehr HIV-ähnliche Viren als bisher gefürchtet: Forscher der Universität Montpellier und des Umweltministeriums in Yaoundé haben 800 Affen von insgesamt 16 Arten in Kamerun analysiert und in 13 Arten sowie bei 16 Prozent aller Tiere Varianten von SIV gefunden, dem "Affenaids", das vermutlich die Krankheit irgendwann von Schimpansen auf Menschen gebracht hat.Schlimmer noch: Die Affen wurden nicht etwa im Dschungel gefangen, sondern auf öffentlichen Märkten gekauft, wo sie teilweise als Nahrungsmittel ("bushmeat"), teilweise als Haustiere angeboten werden. Beides bringt Infektionsgefahr - für alle, die mit dem Blut der Tiere in Berührung kommen oder von ihnen gebissen werden können: Jäger, Fleischer, Tierhalter. Und die traditionell in kleinem Rahmen betriebene Jagd hat in den letzten Jahren durch die Erschließung immer neuer Wälder ohnehin Ausmaße angenommen, die viele Tierarten gefährden. Wie weit nun auch Menschen von den neuen SIV-Varianten gefährdet sind, ist nicht geklärt, derzeit hat man noch nirgends etwas bemerkt, aber man hat auch nicht danach gesucht. In Zellkultur allerdings können sich manche der neu entdeckten SI-Viren vermehren. Man fürchtet nun ganz neue HIV-Stränge oder Kombinationen des SIV mit schon bestehendem HIV. (Emerging Infectious Diseases, Vol. 8) (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.04.2002)