Wien - Bundespräsident Thomas Klestil wurde bereits einmal von Autor Ernst Hofbauer durch den Kakao gezogen. In dem Buch "Der Verrat" rückte Hofbauer den Bundespräsidenten in die Nähe des Staatsverrats, indem er Klestil für die Sanktionen der EU-14 gegen Österreich zumindest mitverantwortlich machte.

Damals verzichtete der Bundespräsident aus Staatsräson auf eine Klage. "Das hätte der ganzen Welt Gelegenheit gegeben, sich über die Angelegenheit zu amüsieren", meint Klestil-Sprecher Hans Magenschab. "Und das ist Hofbauer nicht wert."

Jetzt knöpft sich der pensionierte Journalist Klestil privat vor. "Unsere Klestils" heißt das Buch, das in den nächsten Tagen im Ibera-Verlag erscheinen wird und sich ausführlich dem Privatleben des First Couple widmet und "Enthüllungen" verspricht. Anwalt Gottfried Korn, der Klestil vertritt, wartet bereits auf ein Exemplar. Diesmal will der Bundespräsident klagen - wegen Ehrenbeleidigung. "Es sind ehrenrührige Dinge, die ins Private gehen", sagt Hans Magenschab, "schlimme Lügen".

Die Info-Illustrierte News und die Presse haben diese "schlimmen Lügen" bereits genüsslich breitgetreten. Klestil-Gattin Margot ließ gleich dementieren: Niemals sei sie schwanger gewesen, wie in dem Buch behauptet wird. Der Bundespräsident habe seine damalige Liebschaft zur Abtreibung genötigt, heißt es nämlich bei Hofbauer. Dies sei durch eine Anzeige des Rechtsanwalts Otto Ortner belegt. Ortner bestätigte dem STANDARD, Klestil im Juni 1998 angezeigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren aber ein.

Der 60-jährige Ernst Hofbauer, pensionierter Journalist der Wirtschaftskammer, gilt als "braver ÖVPler", der er viele Jahre zu Diensten stand. Er ist Mitglied im katholischen Cartellverband (Verbindung Bajuvaria). Damit sind Hofbauer und Klestil Verbindungsbrüder. Vor Klestil widmete sich Hofbauer dem "Waldheim-Komplott" und in einem Enthüllungsbuch auch Niki Lauda. (völ/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.4.2002))