Bundespräsident Thomas Klestil wird das "Machwerk" nicht beschlagnahmen lassen. Er wird dem Staatsanwalt auch keine Ermächtigung zu einer Strafverfolgung erteilen. Heute, Dienstag, gelangt das Buch "Unsere Klestils" in den Vertrieb. Klestil wird es als Privatperson bekämpfen. Mit einer einstweiligen Verfügung, die es untersagt, die behauptete Nötigung zur Abtreibung weiter zu verbreiten, und mit Privatklagen (Ehrenbeleidigung, Kreditschädigung).

ÖVP-Obmann Andreas Khol hat für diese rechtlichen Schritte durchaus Verständnis. Und betont, dass die ÖVP mit diesen "Sudelgeschichten" gegen den Bundespräsidenten "absolut nichts" zu tun habe. Was so nicht stimmt: Autor Ernst Hofbauer ist ein altgedientes ÖVP-Mitglied, seit einem Jahr als Pressemitarbeiter der Wirtschaftskammer pensioniert und hat beste Kontakte wenigstens zum rechten Rand der Volkspartei. Nützlich für die Informationsgewinnung von Privatem war auch die Mitgliedschaft im Cartellverband.

Dass Hofbauer die einstweilige Verfügung und die Klagen Klestils mit privatem Geld durchstehen will, ohne den Ibera-Verlag zu belasten, lässt auf Financiers im Hintergrund schließen.

Einer der "Zeugen" Hofbauers ist der Rechtsanwalt Otto Ludwig Ortner, der Klestil 1998 angezeigt hatte. Ortner ist dem extrem rechten, katholischen Rand zuzurechnen. Sein Bruder Gustav, zuletzt Botschafter im Vatikan, hat seit 20 Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. (völ/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 9.4.2002)