Graz - "Ein Spital kann man nicht wie einen Auto-Cluster betreiben und die Fließbänder schneller stellen, wenn man sparen will", erklärt der besorgte Leiter der Grazer Onkologie Helmut Samonigg. Der Krebsspezialist und sieben Kollegen des Grazer LKH-Universitätsklinikums, wie etwa der Herzchirurg Karl-Heinz Tscheliessnigg schlugen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz Alarm. Durch Budgetkürzungen von insgesamt 29 Millionen Euro (vier Milliarden Schilling) sei nicht nur die Forschung in einer der drei österreichischen Universitätskliniken im Nachteil, auch die Patienten seien durch akuten Personalmangel und Platznot arg betroffen.

Der Presse wurde die Situation von acht Medizinern drastisch vor Augen geführt. Sie nahmen in zwei Betten eines Patientenzimmers der Abteilung für Neurologie Platz, in dem acht Betten so knapp stehen, dass nur schwer ein Fenster geöffnet werden kann. Außerdem fungiert der Raum als Durchgang zur Physiotherapie. Die Patienten des Zimmers warteten derweilen im "Sozialraum", einem mit Tisch und Sesseln bestückten Krankenhausgang, wo manchmal auch gleich die Studenten geprüft werden.

Auch die technische Ausrüstung sei im Grazer LKH bedenklich. Richard Fotter, der Vorstand der Radiologie: "300.000 Patienten müssen mit einem Bestrahlungsgerät auskommen", da sei die Steiermark österreichweit das Schlusslicht. Fotter forderte von der Landespolitik ein "klares politisches Bekenntnis zur Unvirsitätsklinik. Wir haben im Gegensatz zu Innsbruck und Wien keine Lobby."

Auch Kärntner Spitäler klagten am Mittwoch über das "Kaputtsparen". Aus dem Büro des VP-Landesrates Herbert Paierl, der die Hilfe des Gesundheitsökonomen Christian Köck auch für Graz haben will, hieß es zum STANDARD: "Wir wollen das hohe medizinische Niveau auf jeden Fall hier halten." (cms)

(DER STANDARD, Printausgabe,11.4.2002)