Wien/Klagenfurt - Das Ergebnis wurde seit dem Ortstafelstreit mit Spannung erwartet. Dienstag präsentierte die Statistik Austria die Ergebnisse der Volkszählung über den Slowenischgebrauch in Kärnten: Gegenüber der letzten Zählung 1991 haben um 9,9 Prozent weniger Slowenisch als Umgangssprache angegeben - das sind 12.586 Personen. In 197 Kärntner Ortschaften sprechen mehr als zehn Prozent Slowenisch, in 94 Orten liegt der Anteil der Slowenen über 25 Prozent.Die Auswertung wurde auf Ersuchen von Kanzler Wolfgang Schüssel vorgezogen, nachdem der Verfassungsgerichtshof (VfGH) im Dezember 2001 die 25-Prozent-Regelung für die Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln als verfassungswidrig erkannt und als Hürde zehn Prozent angegeben hatte. Am 25. April wird es eine "Konsenskonferenz" geben. Die Linie dafür deuteten Schüssel und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer so an: Der Spruch des VfGH werde umgesetzt, die Begründung sei aber nicht Teil des Spruchs. Die Passage mit der Zehn-Prozent-Hürde findet sich in der Begründung. Landeshauptmann Jörg Hai- der bekräftigte, das VfGH-Urteil sei für ihn keine Grund- lage für die politische Umsetzung einer neuen Ortstafelregelung. Seine Lösungvorschläge: "Entweder wird das Volksgruppengesetz in der derzeitigen Form wieder beschlossen, oder man lässt die Prozent-Regelung überhaupt weg." Mehr zweisprachige Ortstafeln, die Haider nicht mehr ausschließt, werde es nur im Konsens zwischen Mehrheit und Minderheit geben. Vom VfGH lasse er sich "keine Prozente vorschreiben". Eine geheime Minderheitenfeststellung, wie es Parteiobmann Martin Strutz fordert, lehnt Haider ab: "Die Volksgruppe will das nicht." Gemeinden, die konsensuell zweisprachige Ortstafeln aufstellen, stellt Haider eine "Belohnung" durch Landesförderungen in Aussicht. Für Marjan Sturm vom Zentralverband der Kärntner Slowenen war der weitere Rückgang derer, die Slowenisch als Umgangssprache angegeben haben, "vorhersehbar". Viele hätten sich nicht getraut, Slowenisch anzugeben. Wenn die Republik Minderheitenschutz ernst nehme, müsse sie das VfGH-Urteil umsetzen. Ähnlich argumentiert der Obmann des Rates der Slowenen, Bernard Sadovnig. Wenn Slowenisch als Sprache erhalten werden solle, müsse man eine offensive Volksgruppenpolitik betreiben. Für Beschwerdeführer Rudi Vouk, der das VfGH-Erkenntnis auslöste, sind Haiders Vorschläge "kein gangbarer Weg". Er fordert als Basis die Volkszählung 1971. Demnach müssten mindestens 300 weitere zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden: "Alles andere würde wieder eine Beschwerde zur Folge haben." (stein, red/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 17. 4.2002)