Graz - "So viele Entscheidungen kann kein Rektorat allein bewältigen." Für Lutz Beinsen, Dekan der Sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (SOWI) an der Grazer Karl-Franzens-Uni, droht eine "Machtzusammenballung an der Spitze der Universität" durch das neue Universitätsgesetz. Das Soziologiestudium werde künftig von geisteswissenschaftlich orientierten Inhalten zugunsten wirtschaftswissenschaftlicher Fächer verlagert, erklärte Beinsen Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion über die Zukunft der SOWI-Fakultäten in Graz an.

Studentenvertreter Markus Schweiger forderte daraufhin mehr Verantwortlichkeit der Studierenden bei der inhaltlichen Gestaltung des Studiums ein. Außerdem kritisierte Schweiger mangelnde Kooperationen zwischen einzelnen Studienrichtungen.

Auch Experimentalphysiker Günther Leising betonte die Bedeutung von fakultäts-und universitätsübergreifenden Interaktionen. Voraussetzung wären aber "vertrauensbildende Maßnahmen" als Grundlage erfolgreicher Projekte verschiedener Institute.

Werner Tessmar-Pfohl, Vize-Vorstand der steirischen Industriellenvereinigung, forderte "persönlichkeitsbildende Elemente" in den Studienplänen, weil diese für den internationalen Wettbewerb unerlässlich seien. Dazu meinte der Studierendenvertreter: In Zeiten der immer strikteren Trennung von Staat und Wirtschaft müssten beide sich der Auswirkungen ihres Handelns - vor allem in sozialen Fragen - stärker bewusst werden. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 18. 4.2002)