Während sich die Universitäten gegen den durch die Gehrer-Reform drohenden (partei)-politischen Einfluss wehren, scheint dies an den hoch gelobten Fachhochschulen längst Realität! Zwei unlängst erfolgte Leiterbestellungen legen davon Zeugnis ab: In Vorarlberg wurde trotz massiver, vom Landesrechnungshof kritisierter Mängel des ersten Bestellungsverfahrens auch im zweiten wieder jener (gar nur zweitgereihte!) Kandidat bestellt, von dem auch schon vorher alle Insider wussten, dass er es werden würde.Ähnlich in Oberösterreich: Auch dort munkelte die gesamte Linzer Sozial-Szene schon Monate vorher, dass die neue Leiterin des Studiengangs "Soziale Arbeit" nur die Gattin eines ÖVP- Landtagsabgeordneten sein könne (trotz 52 teilweise höher qualifizierter BewerberInnen) - und genau so war es auch. Nun ist es kein Zufall, dass die politischen Konflikte um Personalentscheidungen an Fachhochschulen zu einem Zeitpunkt auftauchen, wo erstmals ein gesellschaftspolitisch brisantes Fach wie die Sozialarbeit eingerichtet wird. Bisher waren es ja fast ausschließlich wirtschaftlich-technische Fächer, die als FH-Studiengänge angeboten wurden. Nun aber stehen das soziale System und seine "Symptome" am Programm - da heißt's aufpassen, wer ans Ruder kommt! Dieses Dilemma, das zumindest in diesen beiden Fällen als Widerspruch zwischen wissenschaftlichem Anspruch und politischer "Verlässlichkeit" des Leitungspersonals auftritt, zeigt aber ein Grundproblem der Fachhochschule und weist sie als bildungspolitische Fehlkonstruktion aus: der politische Zugriff über die Erhalter ist im FH-Bereich sozusagen per Konstruktion von Anfang an fixer Bestandteil der Personalauswahl! Trägervereinsnamen wie "Vorarlberg" oder "Oberösterreich" zeugen davon, dass hier (nebst gelegentlichen Zuflüsterungen aus dem Ministerium) die Regierungen der Länder die Macht und Kontrollfunktion innehaben. Während der Uni-Rektor als autokratische Entscheidungsinstanz in Personalfragen wenigstens noch "moralisch"" kontrollierbar ist, entscheiden hier mehrheitlich aus Landesbeamten (Bregenz) oder Parteipolitikern (Linz) zusammengesetzte Organe! Wer zahlt, der schafft halt auch an. Um nicht missverstanden zu werden: in beiden Fällen sind wohl gut qualifizierte BewerberInnen ausgewählt worden, aber es gibt halt doch diese "Schlagseite" zur herrschenden Politik. Die FH-Struktur lässt auch weitere Möglichkeiten des Postenschachers zu, was sich schon an jenen Fällen zeigt, in denen ausgewiesene Kompetenz als zweitrangig erscheint: so können Leute, die "passen", ohne akademischen Abschluß "FH-Professoren" werden, wie z.B. Hauptschullehrer. Oder es werden Experten für ein Fach per Dekret vom Aufsichtsratsvorsitzenden zu "Professoren" für ein anderes Fach ernannt, wie man es gerade braucht. Die Crux des FH-(Un-)Wesens ist, daß sich der Staat hier mit 80.000 S (100.000 bei technischen Fächern) pro Studienplatz "freigekauft" und aus der Verantwortung gestohlen hat. Damit wurde nicht privaten, sondern nachgeordneten öffentlich-politischen Trägern (Ländern oder Gemeinden) de facto das Bestimmungsrecht zugeschanzt. Dies ist aber keine Privatisierung, sondern in Wahrheit eine scharfe Politisierung des Hochschulwesens, die auf staatlicher Ebene und an Universitäten - bisher zumindest - nicht denkbar war. Bedauerlich ist dies künftig nicht nur für jenen wissenschaftlichen Nachwuchs, der den Erhaltern zu wenig "berechenbar" oder loyal erscheint und somit nichts mehr werden kann, sondern auch für die Fachhochschulen (vulgo: "Schraubendreherunis") selbst: es lässt jede Menge an Unseriositäten einreißen, durch die die vielgefeierte "g'sunde Konkurrenz" zu den Unis von vornherein obsolet wird. Welches Image eilt schon einer Bildungseinrichtung voraus, von der bekannt ist, dass führende Positionen im Ernstfall mit politisch genehmen oder irgendwie "stromlinienförmigen" Leuten besetzt werden? Psychoanalytiker und Professor für Erziehungswissenschaft an der Uni Innsbruck.