Drei Mitglieder eines nordamerikanischen Indianervolkes, eine muslimische Frau aus Somalia und eine Umweltschützerin aus Polen sind unter den acht Preisträgern des diesjährigen Goldman-Umweltpreises. Das kündigte das Auswahlkomitee am weltweit zelebrierten "Earth Day" in San Francisco an.Der Preis, der alljährlich an Umwelthelden geht, wird unter Umweltschützern mit dem Nobelpreis verglichen. Er ist mit 750.000 Dollar ausgestattet und damit der weltweit höchstdotierte Umweltschutzpreis. Er wurde von den nordamerikanischen Philanthropen Richard und Rhoda Goldman 1990 ins Leben gerufen und bisher an 79 Umweltbewegte vergeben. "Die diesjährigen Preisträger setzen ein Beispiel dafür, was durch visionäre Anführer erreicht werden kann", erklärte Richard Goldman. "Sie inspirieren täglich Tausende von Umwelthelden, die auf der ganzen Welt mit und nicht gegen die Natur arbeiten." Unter den "grünen Kriegern" findet sich heuer Jean La Rose aus Guyana, die sich trotz Schikanen gegen den Bergbau in der Region ihres Stammes und für die Rechte der Indianer in dem südamerikanischen Land einsetzt. Fatima Jibrell, die Preisträgerin Somalias, kämpft trotz Kriegs und Dürre in ihrem Land für den Erhalt uralter Akazienbäume. Die Polin Jadwiga Lopata wiederum hat sich den Schutz traditioneller, familienbetriebener Bauernhöfe zur Aufgabe gemacht. Geehrt wird auch Alexis Massot-González aus Puerto Rico, der erfolgreich die Umwandlung eines Bergbaugebiets in ein Waldschutzgebiet, dem ersten gemeindeverwalteten in Puerto Rico, verfolgte. In Asien geht der Preis an Pisit Charnsnoh, der für den Schutz der thailändischen Küstenregion arbeitet. In den USA dürften vor allem die drei Stammesführer der "Gwich'in" Schlagzeilen machen, die sich das Preisgeld von 125.000 Dollar teilen. Sie protestieren gegen Pläne, das Arktische Nationalwildschutzgebiet (ANWR) für Ölbohrungen zu öffen. Pläne, die von der Bush-Regierung vorangetrieben werden, obwohl nach Schätzungen von Experten nur relativ wenig Öl in dem Gebiet vorhanden ist. Die Regierung musste vergangene Woche eine derbe Niederlage einstecken, als sich auch der Senat gegen Ölbohrungen in ANWR aussprach. Die Empfänger der prominenten Auszeichnung sind eine bunte Gemeinschaft, die jedoch eines eint: Sie setzen sich in außerordentlichem Maß für den Umweltschutz ein, sie zerren Wahrheiten über umweltschädigende Praktiken multinationaler Unternehmen und korrupter Regierungen ans Licht und riskieren oft ihr eigenes Leben, um das ihrer Nachbarn zu schützen. Sie tun dies, obwohl sie unter Repression leiden und To-desdrohungen erhalten. So warf die russische Regierung Preisträger Alexander Nikitin für ein Jahr ins Gefängnis, als er Informationen über die Unglücksursachen eines Atom-U-Boots veröffentlichte. Und Rodolfo Montiel, der den Preis im Vorjahr erhielt, konnte an der Preisverleihung nicht teilnehmen, da er in einem mexikanischen Gefängnis saß. Er war wegen seines Protestes gegen den Holzschlag zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der Preis und internationale Proteste führten zu seiner Freilassung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.4.2002)