Literatur
Otto F. Beer 91-jährig gestorben
Kulturkritiker und Schriftsteller
Wien - Der Kritiker und Schriftsteller Otto F. Beer ist, wie
erst am Donnerstag bekannt wurde, am Montag im Alter
von 91 Jahren in Wien ) an den
Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Beer galt als ein Doyen
der heimischen Kulturkritik und gestaltete unter anderem Beiträge in
der "Zeit", im "Rheinischen Merkur", der "Süddeutschen Zeitung" sowie
zahlreiche Radio-Sendungen. Seine journalistische Karriere begann
er beim "Neuen Österreich", im "Plan", "Turm" und der "Welt am
Abend", wo er neben Oskar Maurus Fontana als Theaterkritiker tätig
war. Von 1948 bis 1952 lebte Beer in Meran und leitete das
Kulturressort der einst angesehenen Wochenzeitschrift "Der
Standpunkt".
Beer wurde am 8. September 1910 als Sohn eines Musikpädagogen in
Wien geboren. Auch er wandte sich zunächst der Musik zu, besuchte das
Konservatorium seiner Heimatstadt, promovierte aber dann 1932 an der
Universität Wien zum Dr. phil.
"Ich, Rodolfo, Magier"
Neben seiner journalistischen Tätigkeit war Beer jedoch auch mit
Erfolg als Schriftsteller tätig. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg
erschien sein erster Roman "Kulissen der Welt" (1938). "Hotel
Zugvogel" (1948) schildert mit seiner kolportageartigen Handlung auch
das Wien der Nachkriegszeit. Von seinen weiteren Romanen wurden vor
allem "Stadttheater" (1946), "Zehnte Symphonie" (1953) und
"Christine-Theres" (1967) bekannt. Sein erfolgreichster Roman wurde
aber der 1965 erstmals erschienene und seither wiederholt neu
aufgelegte Roman "Ich, Rodolfo, Magier", in der sich der
Schriftsteller nach Ansicht von Rezensenten als menschenfreundlicher
Skeptiker und behutsamer Desillusionskünstler manifestierte.
Beer schrieb auch eine Reihe von Komödien wie "Man ist nur zwei
Mal jung" (1955), "Operette" (1960) und "Einladung nach Wien" (1977).
Mehrmals waren seine Komödien und Boulevardstücke auch Vorlagen für
Operetten, so etwa "Wiedersehen in Meran" (1952) und "Don Juan ist
nicht gestorben" (1960). Ein besonderer Buch-Erfolg des Multi-Talents
war der "Fenstergucker" nach der über Jahrzehnte beliebten
gleichnamigen Fernsehserie. (APA)