Die Frauen vom Morro do Salgueiro, einer der ältesten Favelas in Rio de Janeiro, arbeiten seit vielen Jahren in Eigeninitiative an der Verbesserung der Lebensqualität in ihrer Gemeinde.Mit einem Projekt zur Umweltsanierung - Müllentsorgung und Infrastrukturerrichtung - gingen sie in den 80er Jahren als beispielhaft durch die brasilianische Presse. Dona Ivete, federführend in der freiwilligen Sozialarbeit am Morro, sucht die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen und privaten SponsorInnen. Sie organisiert Ausbildungen und Lehrgänge für die Jugend in der Favela. Erklärtes Ziel ist es, die Identitätsfindung zu unterstützen: finanzielle Unabhängigkeit, kulturelles Selbstbewusstsein schaffen. Alphabetisierungskurse, Sportausbildung und Capoeira-Kurse für Kinder, Einzelstipendien an Tanzakademien für Begabte wurden anfangs angeboten. Berufsausbildung In den letzten Jahren konzentrierte sich das Angebot immer mehr auf konkrete Berufsausbildungsprojekte. Seit 1998 wird der Kurs NIKA JAINA - die Ausbildung zur Afro-Friseuse, Maniküre und Pediküre angeboten. Ein Maurer-Berufsausbildungsprojekt für drogengefährdete Burschen wurde von März bis Mai 2000 gehalten - es musste jedoch abgebrochen werden, da die Polizei, im Zuge einer Drogenrazzia in die Favela eingedrungen war und einige Jugendliche erschossen hatte. Ab Frühsommer 2001 werden, von privaten SponsorInnen finanziert, Computer- und Englischkurse angeboten. Neben der beruflichen Qualifikation, welche den Eintritt in die "normale" Gesellschaft ermöglicht, werden stets Bürgerrechte und kulturelle Werte vermittelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Aufarbeitung der Geschichte der Afro-Brasilianischen Bevölkerung. Eine Aufwertung des "Schwarz-seins" ist das Ziel. NIKA JAINA - eine Chance für Mädchen NIKA JAINA sind Ausbildungsprojekte zur Afro-Friseuse, Maniküre und Pediküre. Bei der Klassifizierung von Sozialprojekten, welche von der brasilianischen Regierung unterstützt werden, wurde NIKA JAINA auf Platz 13 von 5000 Projekten gereiht! NIKA JAINA verbindet einen sehr praktischen Ansatz, die Überlebenssicherung und die unmittelbare Umsetzbarkeit des Berufs, mit einem bildungspolitischen Anspruch. Für die Durchführung der Kurse NIKA JAINA wurde ein Ausbildungsraum geschaffen - ein Afro-Schönheitssalon. Er dient gleichzeitig als Kultur- und Sozialzentrum, auch andere berufsbildende Kurse finden dort statt. Das Haus liegt, gut erreichbar, am Fuße der Favela. Um diesen Raum zur Verfügung stellen zu können, zog Dona Ivete aus ihrem Haus aus und baute es, mit Hilfe von Verwandten, Nachbarinnen und Freundinnen zur Ausbildungsstätte um. Weiter ausgebaut wurde es mit Hilfe österreichischer Spendengelder. Fenster, Türen und ein ordentlicher Fußboden wurden eingebaut, Sanitäranlagen errichtet und Wasser eingeleitet. 1998 fand das erste Mal die 6 monatige Ausbildung NIKA JAINA statt. 1999, von Juni bis Dezember, wurden 33 Mädchen und 2 Burschen zu Afro-FriseurInnen, Maniküren und Pediküren ausgebildet. Der Andrang zum Kurs war enorm - es meldeten sich über 100 Jugendliche, obwohl nur 25 Stellen ausgeschrieben waren. Von den TeilnehmerInnen haben bereits einige Mädchen Arbeit als Afro-Friseusen, Pediküren und Maniküren gefunden. Der für Dezember 2000 geplante Kurs konnte nicht abgehalten werden, da die Finanzierung erst für 2001 zugesagt wurde - und die Sicherheit in der Favela durch bürgerkriegsartige Zustände zwischen Polizei und Drogenbanden nicht gewährleistet war. Help for Nika Jaina - help4favelas Der Betrieb des Afro-Schönheitssalons, die Durchführung der Kurse und Kulturgruppen brauchen Geld. help4favelas ist eine unabhängig organisierte Förderaktion für Mädchenausbildungsprojekte und wird vom "Verein Nika Jaina - connecting differences. Verein für grenzüberschreitende Kulturarbeit und Forschung" getragen. Dieser wurde von Christa Bechtloff-Franz, Silvia Santangelo Jura und Célia Mara gegründet. Zahlreiche KünstlerInnen unterstützen ihn inzwischen. help4favelas unterstützt das Projekt NIKA JAINA mit Events, Öffentlichkeitsarbeit und Spendenaktionen. help4favelas arbeitet mit der Caritas Auslandshilfe zusammen und übergibt die lukrierten Spendengelder ohne Abzüge an die Caritas. Die Caritas verwaltet die Spendengelder (auch ohne Abzüge), überweist sie nach Brasilien und kontrolliert den Projekterfolg. Weiters bietet die Caritas Auslandshilfe Förder-Patenschaften zur dauerhaften Unterstützung des Projektes an. (red)