Geschlechterpolitik
Ruf nach Zensur
Buch über Musikerinnen im Iran: Inhaftierte zur Zeit frei - Iranischer Klerus urgiert weiter wegen "Gotteslästerung"
Teheran - Ein Buch über Musikerinnen sorgt beim
schiitischen Klerus in Iran für Empörung. Die Regierungszeitung
"Iran" wurde am Samstagabend zunächst von der Justiz geschlossen,
weil sie in ihrem Feuilleton eine Besprechung des Buches von Tuka
Maleki veröffentlicht hatte. Das Oberhaupt des Justizwesens,
Ajatollah Mahmud Haschemi- Scharudi, hob die Suspendierung der
Zeitung jedoch wieder auf, wie die offizielle Nachrichtenagentur IRNA
am Sonntag meldete.Haftbefehle wegen Beleidigung des Propheten
In der Besprechung des Buches "Frauen in der Musik Irans" hatte
die Rezensentin Banafscheh Samgis geschrieben, auch der Prophet
Mohammed habe gern Frauen beim Musizieren zugehört. Die Justiz
betrachtet das Buch und die Rezension als eine Beleidigung der
islamischen Prinzipien und des Propheten. Ein Teheraner Gericht
erließ bereits am Dienstag Haftbefehle gegen Autor Maleki, die
Journalistin Samgis und den Verleger des Buches Massud Kasari. Nach
Verhören durften sie jedoch wieder nach Hause gehen. Weitere
Vernehmungen sollen folgen.
Zensur
In der heiligen Stadt Qom hatten zuvor zahlreiche Kleriker mit
einem Sitzstreik gegen das Buch und insbesondere die Besprechung
protestiert. Eine mit öffentlichen Geldern finanzierte Zeitung dürfe
einen derartig beleidigenden Artikel nicht veröffentlichen. Sie
forderten von den Behörden, umgehend gegen den "Verrat und die
gotteslästerliche Schandtat" vorzugehen.
(APA)