Westenthaler, Westenthaler. Er will's einfach nicht lernen. Erfolgreich drohen kann man nur, wenn man seine Drohungen wahr machen kann. Wenn man aber nicht allmächtig ist, sondern das nur glaubt; wenn man es überdies mit einem "Partner" zu tun hat, der sich bestens auf die Intrige mit Augenaufschlag gen Himmel versteht; wenn einen noch dazu die eigenen Leute hängen lassen - dann rennt man so gegen die (Gummi-) Wand, wie es Westenthaler eben im ORF passiert ist. So macht man das nicht in Österreich. Man (die ÖVP) macht das subtiler. Sie besetzt z. B. im ORF Strukturen mit leitenden Herrschaften, die wissen, wie so etwas geht. Da macht man dem Redakteur, der den "Aufsager" zum 1. Mai machen soll, einfach den Vorschlag, er solle doch darauf hinweisen, dass bei diesem schönen Wetter bestimmt nicht so viele Leute an politischen Aufmärschen teilnehmen werden. Und siehe, der Redakteur steht am Rathausplatz und sagt: "Bei diesem schönen Wetter . . ." So macht man das, Westenthaler. Und noch etwas, Westenthaler: Nicht öffentlich auf schriftliche Abmachungen in ORF-Personalia mit der ÖVP berufen. Das ist die Partei, die gesagt hat, wenn sie bei der Wahl dritte wird, geht sie in Opposition. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6. Mai 2002)