Krems - Das Thema "Angst vor Kultur" wurde Sonntag in Krems im Rahmen der Talk-Reihe des Donaufestivals behandelt.Kunst und ungeliebte Wahrheiten Künstler wollen Angst erzeugen: Mit dieser These provozierte der Philosoph Konrad Paul Liessmann einigen Widerspruch bei seinen Mitdiskutanten. Angst vor Kunst sei natürlich, weil Kunst oft mit ungeliebten Wahrheiten zu tun habe. Kultur als Überbegriff basiere im Sinne Sigmund Freuds auf Triebverzicht und sei daher auch Angst auslösend, meinte Liessmann. Letztlich sei Kunst "als das absolut Nutzlose der Stachel im Fleisch einer rein auf Nutzen orientierten Gesellschaft". Die "Kammer der Ästhetik verlassen" Die Kunst möge die "Kammer der Ästhetik verlassen" und gesellschaftlich wirksam werden, wünschte sich Joachim Rössl, Leiter der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich. Kunst sei jedoch "nicht geeignet für Abstimmungen", so Rössl, der "Gefahren und Chancen" in autarken, aber auch provinziellen Tendenzen erkannte. Tourismusfaktor Kunst "Kunst verarbeitet immer gesellschaftliche Vorgänge": Die bildenden Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler empfanden auch die Vereinnahmung von Kunst als Tourismusfaktor sowie das zeitweilige Verhalten mancher politischer Exponenten (Stichwort: FP-Wahlplakate, Anm.) als durchaus beängstigend. Ich will Angst haben vor Kunst! Stephan Bruckmeier sah durch steigende Marktzwänge Möglichkeiten künstlerischer Entwicklung behindert. Ein pointiertes Fazit aus der Diskussion zog der französische Schauspieler und Kabarettist Fabien Kachev: Kunst solle die Menschen bewegen. Er, Kachev, wolle daher "Angst haben vor Kunst". Am Rande der Podiumsdiskussion erklärte Co-Intendant Stephan Bruckmeier, die Auslastung des Donaufestivals sei "bisher besser als im Vorjahr".(APA)