Wien - Für das "besonders schlimme Verbrechen mit lang andauernden Folgen" wurde Nail I. zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Peter Philipp meldete dagegen Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.Eine 38-jährige Diplomkrankenschwester wollte am 1. Jänner 2000 im Pulmologischen Zentrum auf der Baumgartner Höhe in Wien-Penzing ihren Frühdienst antreten. Die Frau bemerkte nicht, dass ihr beim Aussteigen aus dem öffentlichen Autobus ein Mann gefolgt war. Als sie in der Garderobe ihren Spind öffnen und sich umziehen wollte, fiel der Unbekannte plötzlich über sie her, stieß sie die Treppen hinunter und vergewaltigte sie. "Ich bekenne mich schuldig und sogar sehr schuldig", sagte nun Nail I. am Montag vor einem Schwurgericht im Wiener Straflandesgericht. Durch DNA-Analyse ausgeforscht Dass der Täter überhaupt ausgeforscht werden konnte, ist mehr oder weniger einem Zufall zu verdanken: Eineinhalb Jahre nachher erstattete eine Prostituierte gegen den 32-jährigen Mann Anzeige, nachdem Nail I. sie - angeblich im Streit über den "Schandlohn" - geschlagen hatte. Die Polizei stellte im Zuge der Ermittlungen bei der Frau auch ein gebrauchtes Präservativ sicher und landete mit der routinemäßig durchgeführten DNA-Analyse einen Volltreffer: Die biologischen Spuren stimmten mit jenen überein, die der Täter beim Überfall auf die Krankenschwester hinterlassen hatte. Gewaltattacke "Wenn ich trinke, kann ich mich nicht beherrschen", erklärte Nail I. vor Gericht. Den Silvesterabend hatte er seinerzeit mit reichlich Alkohol begossen, und auf das neue Jahrtausend wurde auch noch das eine oder andere Mal angestoßen. Als der Mann dann gegen 6.30 Uhr mit der Linie 48A heimfahren wollte, fiel ihm die Krankenschwester auf. Die Frau wurde regelrecht malträtiert. Der Täter schlug sie zu Boden, würgte sie mit ihrem eigenen Schal bis zur Bewusstlosigkeit, fügte ihr Bisswunden zu und riss mit Gewalt an ihrer Zunge, als sie um Hilfe schrie. Nachdem er sich befriedigt hatte, verließ er fluchtartig das Spital. Extrem traumatisiert Die 38-Jährige musste 26 Tage stationär behandelt werden. Ein halbes Jahr lang konnte sie nicht arbeiten gehen. Unter Schlafstörungen, Albträumen, Depressionen und Schuldgefühlen leidet sie bis zum heutigen Tag. Die Frau steht in ständiger psychotherapeutischer Behandlung und ist beispielsweise nach wie vor nicht in der Lage, allein von einem Zimmer ins andere zu gehen. Die Sachverständige Sigrud Rossmanith meinte, die psychischen Folgen kämen im gegenständlichen Fall einer schweren Körperverletzung gleich. Staatsanwältin Gabriele Müller-Dachler trat darauf hin für eine strenge Strafe ein: "Das Opfer ist für sein Leben lang kaputt!" (APA)