Kunst
Konflikte um Egon- Schiele-Zentrum Krumau
Künstlerische Leitung vakant
Krumau/Wien - Im internationalen Egon-Schiele-Zentrum in
Krumau (Tschechien), das auch von österreichischen Stellen
unterstützt wird, gibt es Turbulenzen um die Nachfolge des im
Dezember 2001 verstorbenen künstlerischen Leiters Gerwald Sonnberger.Der von österreichischer Seite vorgeschlagene und auch gleich bestellte
künstlerische Leiter, Wolfgang Denk, Kurator in der Kunsthalle Krems, wurde von tschechischer Seite abgelehnt, bestätigte Sonnbergers
langjährige Assistentin, Hana Jirmusova. Für die Nachbesetzung sei eine
"internationale Ausschreibung" mit dem Stiftungsvorstand ausgemacht
gewesen sei. Zu dieser Ausschreibung sei es "nie gekommen", Denk sei
bei einer Sitzung "schon in seiner Funktion präsentiert" worden. "Das
ist unkorrekt. Unser Haus ist ein Kind von Grenzöffnung und
Diskussion. Das muss auch in Zukunft so bleiben". Weiters gebe es
über Denks Bestellung keinerlei schriftliche Unterlagen wie ein
Protokoll oder eine Bestellungsurkunde. Denk habe angekündigt, sich
keiner Ausschreibung unterziehen zu wollen.
Nun wird eine internationale Ausschreibung der
Funktion verlangt.
Warten auf "spätestens" Herbst
Denk wurde noch vom früheren Vorstand der Schiele-Stiftung
eingesetzt, der aber nach dem Rückzug des Präsidenten und
Hauptgeldgebers (der amerikanische Kunstsammler und ehemalige
US-Botschafter in Österreich Ronald S. Lauder) zu Beginn des Jahres
neu bestellt wurde.
Tschechische Gerichte bestimmten den Linzer
Unternehmensberater Conrad Lienhardt, Hana Jirmusova und den Krumauer
Bürgermeister zum "interimistischen" Vorstand.
"Spätestens" bis Herbst soll ein Vorschlag für die Nachbesetzung
der künstlerischen Leitung und des endgültigen Vorstands erarbeitet
werden, schildert Lienhardt.
Es gebe derzeit Gespräche mit den
verschiedenen am Zentrum beteiligten Stellen, darunter von
österreichischer Seite auch der Kunstsektion im Außenministerium und
der Museumssektion des Bildungsministeriums.
Lauder zieht sich komplett zurück
Lauder will sich nach dem Vorstand noch dieses Jahr auch aus der
Stiftung zurückziehen, bestätigte sein Wiener Anwalt. Lauder wolle eine "juristische Abschlussordnung"
vornehmen und eine von tschechischer Seite vorgeschlagene Leitung
"nicht verhindern".
Begründet worden sei die Ablehnung
Denks (der unter anderem auch von Lauder vorgeschlagen wurde) aus dem Wortlaut des Stiftungsvertrags, dessen Regelung über
die Leitungsbestellung rechtlich in Frage gestellt wurde. Lauder wolle "unter keinen Umständen in
einen juristischen Kleinkrieg" in Tschechien verwickelt werden:
"Prozessieren werden wir nicht".
Das Preisgeld von 10.900 Euro des "Würdigungspreises für
grenzüberschreitende Kulturarbeit", der im Februar von Kunstsektion
im Bundeskanzleramt dem Schiele-Zentrum zugesprochen worden ist,
wurde zwar noch nicht ausgezahlt, wird aber "letztlich überwiesen
werden", meinte die Sprecherin von Kunststaatssekretär Franz Morak
(V), Katharina Stourzh:
"Die Verdienste des Zentrums sind trotz der jetzigen internen
Konflikte unbestritten". (APA)