Von Christian Schachinger
WILCO
Yankee Hotel Foxtrot
(Nonesuch/Warner) Jeff Tweedy und Wilco aus Chicago haben sich zwar nach ihrer Kollaboration mit Billy Bragg für die Woody Guthrie-Bearbeitungen Mermaid Avenue Volume 1 & 2 und dem meisterhaften eigenen Album Summerteeth aus 1999 von ihrem Gitarristen Jay Bennett getrennt. Dieser zeichnete wesentlich mitverantwortlich für das eklektizistische wie barock-unzeitgemäße Songwriting der Band. Wilco allerdings haben diese Krise beinahe unbeschadet überstanden. Die wunderbar frei und zurückgelehnt flottierenden Songs von Yankee Hotel Foxtrot legen davon Zeugnis ab. Dank der Melodienseligkeit von vergessenen Britpop-Bands wie Aztec Camera, Verweisen auf die US-College-Helden Pavement und zwischen dem Post-Rock von Tortoise, Pop-Exzentrikern wie Radiohead oder dem zerbrechlichen Country von Bonnie Prince Billy pendelnden Songs ist hier ein Werk entstanden, dass selbst noch jüngere Forschungsergebnisse der Laptop-Szene mit einschließt. Herzzerreißend schön. JEFF TWEEDY Chelsea Walls (Rykodisc/Zomba) Für den Soundtrack von Ethan Hawkes Film Chelsea Walls folgt Tweedy solo mit sperrigen, aber nicht weniger einnehmenden Instrumentals teilweise Neil Youngs Soundtrack von Jim Jarmuschs Dead Man. Dazu hört man Unveröffentlichtes von Billy Bragg & Wilco und den großen Jimmy Scott mit seiner Jahrhundertversion von John Lennons Jealous Guy . (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 5. 2002)