Graz - "Weltoffen, modern, liberal und vor allem nicht spießbürgerlich." - So und nicht anders will der steirische Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl "seine" ÖVP sehen und fügt im STANDARD -Gespräch gleich hinzu, dass diese Werte "in der steirischen Volkspartei längst verwirklicht sind". Demgemäß solle sich die Bundespartei am erfolgreichen Weg der steirischen ÖVP ein Beispiel nehmen. Denn es müsse auch im Bund um die Präsentation der ÖVP als zeitgemäße Partei gehen.

Paierl: "Die steirische ÖVP ist offen, sie repräsentiert die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen, ist grundsatztreu und was für mich auch besonders wichtig ist: Sie ist nicht spießbürgerlich." Der "Liberale" Herbert Paierl unterstreicht seine Ablehnung einer konservativen Einengung der Volkspartei: "Je bunter unsere Partei ist, desto besser."

Die ÖVP müsse sich inhaltlich noch stärker den neuen Themen, wie etwa den Umbrüchen in der Arbeitswelt, öffnen. Ebenso dem gesellschaftlichen Wandel im Familienbereich und nicht "alten Mutterkreuzphilosophien" nachhängen. Paierl: "Es geht vor allem auch um die Hervorhebung des Wertes der Internationalisierung, um die Öffnung der Gesellschaft, wobei das natürlich nicht mit einer Laisser-faire-Haltung verwechselt werden darf."

Ob diese liberale Grundhaltung - wie von Klubchef Andreas Khol zuletzt behauptet - in der ÖVP im Verschwinden ist? "Das liberale Element in der ÖVP ist so stark und sichtbar, es geht mit Sicherheit nicht verloren", glaubt Paierl.

Das von Khol vermittelte Bild einer konservativen ÖVP sei "nur eine Facette unserer großen Partei". Ob die Bundes-ÖVP gerade diese Qualitäten einer Internationalisierung und Modernität in der Koalition mit der FPÖ umsetzen könne? Paierl: "Es steht zumindest in den Grundzügen im Regierungsabkommen. Wenn die FPÖ damit ein Problem hat, ist das ihr Problem."

Option SPÖ

Könnte die SPÖ nach der Wahl ein neuer Partner werden? So ganz ausschließen will Paierl dies nicht. Der VP-Politiker: "Momentan sehe ich keine Alternative zur Koalition mit der FPÖ. In der SPÖ herrschen noch immer die strukturkonservativen Kräfte. Für eine Zusammenarbeit müsste sich die SPÖ grundlegend ändern. Es gibt zumindest Ansätze, wie die sensationellen wirtschaftspolitischen Aussagen von Parteichef Alfred Gusenbauer über die Leistungsgesellschaft und das Nulldefizit. Das würde ich sofort unterschreiben. Aber das war erst eine Einzelmeinung in der SPÖ."(Der STANDARD, Print-Ausgabe 10.5.2002)